Der richtige Umgang mit Unterrichtsstörungen

Der Unterricht kann noch so gut vorbereitet, das Thema scheinbar noch so spannend sein: Ständige Störungen durch unruhige aufmüpfige Schüler machen die Unterrichtsstunde zur Qual. Nicht nur der Lehrer leidet darunter, sondern auch viele Schüler. Doch wie lassen sich Unterrichtsstörungen unterbinden?
Der Unterricht kann noch so gut vorbereitet, das Thema scheinbar noch so spannend sein: Ständige Störungen durch unruhige aufmüpfige Schüler machen die Unterrichtsstunde zur Qual. Nicht nur der Lehrer leidet darunter, sondern auch viele Schüler. Doch wie lassen sich Unterrichtsstörungen unterbinden?
Lehrer interveniert bei zwei miteinander sprechenden Schülerinnen.
Letzter Nächster Lesezeit 6 Min.

Störenfriede und Klassenclowns

Die eine Unterrichtsstörung gibt es natürlich nicht. Dazu liegt die Schmerzgrenze bei Lehrern unterschiedlich hoch. Der eine fühlt sich bereits in seinem Vortrag gestört, wenn in der hintersten Reihe kurz getuschelt wird, der andere greift erst ein, wenn die halbe Klasse in einen heftigen lautstarken Streit verwickelt ist.

Dazu wird beispielsweise das stille Weiterreichen von Zetteln als weniger störend empfunden, als laute Zwischenrufe. Ein einziger witziger Kommentar eines wirklich scharfsinnigen Schüler kann als Auflockerung des Themas wahrgenommen werden, während ein permanent alberner Klassenclown die Nerven des Lehrers und der Mitschüler gleichzeitig strapaziert.

Bildungsexperten definieren Unterrichtsstörungen auf verschiedene Weise. Beispielhaft sei hier die Definition von Gert Lohmann aus seinem Buch Mit Schülern klarkommen. Professioneller Umgang mit Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikten genannt:

Für den Lehrer kann ein Schüler, der den Unterricht mit ständigen Zwischenrufen stört, genauso belastend sein, wie ein Schüler, der scheinbar tagträumt und mit den Gedanken ganz woanders ist.

Die Ursachen für Unterrichtsstörungen

Als Ursachen wurden von Experten ebenfalls verschiedene Bereiche ausgemacht. An äußeren Einflüssen lässt sich in der Regel nichts ändern. Dazu gehört beispielsweise Baulärm, der von Außen in die Klassenzimmer dringt und die Konzentration stört. In den Sommermonaten kann starke Hitze hinzukommen. Nicht umsonst gibt es hitzefrei, wenn in Innenräumen eine bestimmte Temperatur erreicht wird. Da diese Ursachen temporär sind, ist es besser, den Unterricht daran anzupassen. Wird beispielsweise eine Hitzewelle mit hohen Temperaturen angekündigt, die die Schüler lethargisch machen, ist es sinnvoller, einen Lehrfilm zu präsentieren als eine große Diskussionsrunde zu planen. Bei den anderen Ursachen ist es lohnenswert, sie genauer zu betrachten.

Die Lehrkraft als Ursache für Unterrichtsstörungen

Eine der häufigsten Ursachen für Unterrichtsstörungen ist mangelnde Disziplin seitens der Schüler. Gerade in der Pubertät wollen sie sich ausprobieren und ihre Grenzen austesten. Eine Lehrkraft, die sie zu lange gewähren lässt oder einfach nur ständig folgenlos droht und bittet, wird von den Schülern nicht ernst genommen. Wie viele ehemalige Schüler sagen später, dass sie die Lehrer am meisten respektierten, die „streng aber gerecht“ waren? Ein Beispiel: Der Lehrer fordert zwei Schüler auf, das Tuscheln zu unterlassen. Die beiden hören kurz auf, machen aber nach einigen Minuten weiter. Spätestens jetzt muss eine Aufforderung dies zu unterlassen samt Strafandrohung kommen. Wird dann noch immer weiter getuschelt, muss die Strafe aber auch wirklich folgen.

Weitere typische Fehler auf Lehrerseite, die Unterrichtsstörungen begünstigen:

Jeder weiß aus der Praxis, dass ein Vortrag mitreißen muss. Dies gilt natürlich auch für den Schulunterricht. Ein Lehrer, der einen längeren Vortrag in monotonem Tonfall und/oder mit zu leiser Stimme hält, wird seine Zuhörer schon bald verlieren. Abhilfe kann beispielsweise ein Seminar oder Workshop „Rhetorik für Lehrer“ schaffen. Bei diesen Kursen lernen die Teilnehmer Stimme und Körpersprache richtig einzusetzen, und deutlich und laut zu sprechen.

Lesetipp

Wenn Lehrer im Netz gemobbt werden- Wie sich betroffene verhalten können haben wir in einem anderen Blogbeitrag zusammengefasst.

Literaturtipp: Rhetorik für Lehrerinnen und Lehrer von Barbara E. Meyer

Die Schüler als Ursache für Unterrichtsstörungen

Hinter dem Verhalten störender Schüler können unzählige verschiedene Gründe liegen. Oft genug wollen die heranwachsenden Jugendlichen einfach nur ihre Grenzen austesten. Die Konfrontation mit Erwachsenen ist so alt wie die Menschheit selbst und absolut wichtig für diese Altersgruppe. Dabei ist es natürlich unverzichtbar, ihnen entsprechende Grenzen zu setzen und zu sagen: Bis hier und nicht weiter. Ein Lehrer, der sich als „kumpelhafter Versteher“ gibt, wird auf weit weniger Respekt stoßen als ein Lehrer, der bis zu einem gewissen Punkt freundlich ist, aber auch konsequent durchgreift und bestraft.

Die familiären Hintergründe

Dazu kennen Lehrkräfte häufig die familiären Hintergründe ihrer Schüler nicht. Wird ein Schüler beispielsweise zu Hause von einem extrem dominanten Vater (seltener von der Mutter) unterdrückt, herumkommandiert oder sogar körperlich gezüchtigt, ist die Schule oft der einzige Ort, an dem er seine unterdrückte Wut herauslassen kann – indem Lehrer oder Mitschüler zum Opfer der Aggressionen werden. Möglicherweise kann es sinnvoll sein, einen Schulpsychologen oder eine andere Vertrauensperson hinzu zu ziehen, die diese Schüler erreicht.

Das extreme Gegenbeispiel sind die überbehüteten Kinder sogenannter Helikopter- oder Schneepflug-Eltern. Sie sind es gewohnt, dass sie sich zu Hause alles erlauben können und freche Bemerkungen eher als Zeichen von Selbstbewusstsein ermutigt und nicht diszipliniert werden. Zugleich können sie sich darauf verlassen, dass ihre Eltern sie bei einem Konflikt mit dem Lehrer unterstützen und verteidigen würden. Viele wünschen sich jedoch klammheimlich sogar, dass ihnen jemand Grenzen aufzeigt – und werden Ihnen entsprechenden Respekt zollen.

Eine dritte Ursache liegt im sogenannten bildungsfernen Milieu: Eltern, die selbst keinen Wert auf Bildung gelegt haben und ihre Kinder darum auch nicht zum Lernen und zu Disziplin anhalten. Kinder und Jugendliche bekommen vorgelebt, dass es auch ohne gute Noten und Zeugnisse geht und verhalten sich in der Schule entsprechend unmotiviert und disruptiv. Manche dieser Schüler können Sie mit Überzeugungsarbeit für sich gewinnen, wenn Sie ihnen entsprechende Zukunftsperspektiven eröffnen (zum Beispiel das Ergreifen eines Traumberufs, für den ein Studium erforderlich ist).

Lesetipp

In Zeiten von Distanzunterricht und Homeschooling sind Störungen ebenfalls ein großes Thema, welchen sich dieser Ratgeberbetrag explizit widmet.

Neurobiologische Ursachen & mehr

Sehr viel wurde in den letzten Jahren über die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) geschrieben. Rund 4 Prozent aller Kinder und Jugendlichen sind davon betroffen. Sie möchten konzentriert arbeiten, doch sie können es einfach nicht. Ein umfangreiches Informationsangebot speziell für Pädagogen einschließlich weiterführender Fachliteratur hat das Zentrale ADHS-Netz am Universitätsklinikum Köln zusammengestellt.

Auch das Bewusstsein für Lese-Rechtschreibschwäche (Dyslexie) und Rechenschwäche (Dyskalkulie) ist stark gestiegen. Kommt das Kind nicht richtig im Unterricht mit, neigt es schnell zu Verhaltensauffälligkeiten wie aggressivem Auftritten oder Herumalbern. Umfassende Hintergrundinformationen und Fördermaßnahmen bietet das LRS-Zentrum an der RWTH Aachen an.

In gar nicht so seltenen Fällen können auch andere körperliche Ursachen dahinterstecken. So kann es vorkommen, dass Fehlsichtigkeit oder Schwerhörigkeit bei Kindern nicht diagnostiziert wird. Ein Kind, das nicht richtig lesen kann, was an der Tafel geschrieben wird, oder das den Vorträgen des Lehrers nicht folgen kann, erweckt schnell den Eindruck, es würde desinteressiert Tagträumen.

Wie lassen sich Unterrichtsstörungen beheben?

Erfolgreiche Ursachenforschung kann viel dazu beitragen, die Unterrichtsstörungen auf ein Minimum zu reduzieren. Der neuseeländische Bildungsforscher John Hattie sprach in seinen Standardwerk Visible Learning von Classroom Management. Einige der wichtigsten Tipps für einen möglichst störungsfreien Unterricht:

Wichtig dabei: Nicht nur reagieren, sondern vorausschauend agieren. Denken Sie auch daran, dass Sie oft nicht wissen, was sich in der Schulpause abgespielt hat oder welche Nachrichten von außen per Smartphone zu den Schülern dringen. So kann es sinnvoller sein, den Schülern zu Beginn des Unterrichts fünf Minuten Zeit zu geben, einen Konflikt aus der Pause zu bereinigen, als einfach von Anfang an auf Zuhören pochen, wenn die Schüler überhaupt nicht bei der Sache sind und weiter tuscheln und andere Weise kommunizieren. Allerdings muss nach diesen fünf Minuten auch wirklich Schluss sein oder es folgen disziplinarische Maßnahmen.

Disziplinarische Maßnahmen bei Unterrichtsstörungen

Wenn eine verbale Ermahnung nichts bringt, haben Pädagogen die Wahl unter verschiedenen weiteren Maßnahmen, die sich an der Schwere der Störung orientieren und an der Häufigkeit, mit der ein Schüler stört. Einige Beispiele:

Bei dauerhaften Störungen sollten Sie das Gespräch mit Kollegen, einem Schulpsychologen, den Eltern oder auch dem Jugendamt suchen. In schweren Fällen können Ordnungsmaßnahmen wie de Schulverweis ergriffen werden.

Weiterführende Beiträge mit Schwerpunkt Umgang mit Problemen:

Bildnachweis

Über HEROLÉ

HEROLÉ mit Sitz in Dresden wurde 2002 gegründet und ist heute einer der drei größten Veranstalter von und Spezialist für nachhaltige Klassenfahrten in Deutschland. Dafür sprechen auch über 145.000 Teilnehmer, die jedes Jahr mit HEROLÉ auf Klassenfahrt gegangen sind. Mit der unternehmenseigenen Flotte von 17 modernsten Reisebussen werden über 100 Reiseziele in Deutschland und Europa angesteuert.

HEROLÉ Newsletter

Egal ob tolle Angebote oder wertvolle Tipps und Tricks rund um die Organisation Ihrer nächsten Klassenfahrt. Verpassen Sie keine Neuigkeiten mehr und seien Sie ein Mal im Monat gut informiert. Für Sie natürlich komplett kostenfrei.

Nutzen Sie einfach das Newsletter-Anmeldeformular und geben Sie Anrede, Vorname, Name und E-Mail Adresse an, damit wir Ihnen die Neuigkeiten zusenden können.

Wenn Sie auf „Abonnieren“ klicken, akzeptieren Sie unsere Datenschutzerklärung und bestätigen, diese gelesen zu haben.

Ratgeber Klassenfahrten

Kostenlos als Download & per Post

Zusammen mit Klett MINT haben wir den Ratgeber Klassenfahrten für Lehrkräfte entwickelt, der Ihnen die Organisation Ihrer nächsten Klassenreise erleichtern soll.

Was Sie erwartet

  • Vorbereitung mit der Klasse (Integration in den Unterricht & pädagogische Ziele)
  • Fragen zu finanziellen Themen (Fördermöglichkeiten, Kostenerstattungen)
  • Fragen zu rechtlichen Themen (Einverständniserklärungen, Aufsichtspflicht)
  • Elternarbeit (Informationen, Elternabend)
  • Verhaltensregeln
  • Umgang mit besonderen Situationen (Mobbing, Heimweh)
  • Nachbereitung der Klassenfahrten
  • u.v.m.