Statistiken zufolge liegt die Partnerarbeit je nach Schulform gleichauf mit der Gruppenarbeit. Ihr Anteil geht jedoch zurück. In der Studie gaben 29,4% der Befragten an, Partnerarbeit vor fünf Jahren seltener als zum aktuellen Zeitpunkt einzusetzen. Bei der Gruppenarbeit schnellte dieser Prozentsatz auf 44,5%.
Dabei ist der Einsatz in allen Fächergruppen etwa gleich verteilt und liegt statistisch gesehen zwischen 16,56% (Deutsch) und 15,10% (Naturwissenschaften). Zum Vergleich: Bei der Einzelarbeit gehen die Statistiken wesentlich weiter auseinander und liegen zwischen 27,19% (Mathematik) und 13,62% (Naturwissenschaften). Dies dürfte teilweise auch der Ausstattung der Schule geschuldet sein: Werden in naturwissenschaftlichen Fächern wie Biologie und Chemie Experimente durchgeführt, reicht die Zahl der vorhandenen Geräte wie Mikroskope oder Bunsenbrenner meist nicht für jeden einzelnen Schüler.
Die Grundlagen der Partnerarbeit
Partnerarbeit gehört neben Frontalunterricht, Gruppenarbeit und Einzelarbeit zu den vier großen Sozialformen des Schulunterrichts. Während bis heute unklar ist, ob Partnerarbeit zu besseren Lernerfolgen führt als der Frontalunterricht oder die Einzelarbeit, ist eines unumstritten: Sie ist hervorragend geeignet zur Verbesserung der Sozialkompetenz. Lehrer sollten die Partnerarbeit dann auch weniger als schnellen Weg zum Erreichen von Lernzielen betrachten, sondern eher als Mittel zum Erwerb sozialer Kompetenzen.
Anders als Gruppenarbeit, die häufig über mehrere Wochen oder Unterrichtsstunden ausgedehnt wird, bleibt die Partnerarbeit meist Teil einer einzelnen Unterrichtsstunde. Die bereits erwähnten naturwissenschaftlichen Experimente sind ein beliebtes Beispiel. Lehrer sollten dennoch eine längerfristige Partnerarbeit in Erwägung ziehen, die es den Schülern unmöglich macht, Konflikten auszuweichen. Beispiel: Zwei eigentlich miteinanderbefreundete Schülerinnen haben sich heftig gestritten und reden nicht miteinander. Selbst wenn der Lehrer sie in Partnerarbeit ein Experiment durchführen lässt, ist die Schulstunde schnell vorbei, der Konflikt jedoch nicht gelöst. Müssen die Schülerinnen über längere Zeit gemeinsam ein Thema erarbeiten, gemeinsam in der Bücherei recherchieren oder vor in einer Institution, geht dies kaum ohne eine Beilegung der privaten Differenzen.
Die Vorteile des Partnerunterrichts
- Schnell im Unterricht umsetzbar (Tische für zwei Personen werden einfach etwas auseinander gestellt, bei Bedarf setzen sich Schüler um).
- Die kooperative Arbeit mit einer einzigen anderen Person ist für Schüler an Anfang leichter als die Arbeit in einer Gruppe.
- Schwächere/desinteressierte Schüler können sich nicht hinter anderen Gruppenmitgliedern verstecken.
- Passiv-aggressives Mobbing wie in einer Kleingruppe ist bei zwei Personen nicht möglich.
- Indem der Lehrer die Paare auswählt, kann er Vorurteile abbauen und Freundschaften fördern. Davon profitieren vor allem Außenseiter, die sonst keinen Zugang zu den populären Grüppchen der Klasse haben.
Heterogen oder homogen? Die Partnersuche
Im Allgemeinen sind heterogene Partner die bessere Wahl: Sie können sich gegenseitig mit unterschiedlichen Stärken und unterschiedlichem Wissensstand ergänzen. Schwächere Schüler profitieren ganz besonders: Der stärkere Partner kann dem schwächeren Partner auf entspannte Art fehlendes Wissen vermitteln.
Der Druck des regulären Unterrichts und des Lehrers fehlt. In anderen Fällen können homogene Partner die bessere Wahl sein, z.B. wenn zwei Schüler leidenschaftlich für das gleiche Thema brennen und sich gegenseitig inspirieren.
Aber Vorsicht: Bei der Partnerwahl müssen Lehrer Fingerspitzengefühl walten lassen. Sicher kann es reizvoll sein, zwei Schüler, die sonst kaum miteinander Kontakt haben, zusammenzubringen. Sie lernen so, mit anderen Menschen zu kooperieren, mit denen sie wenig gemein haben – so wie es später am Arbeitsplatz unvermeidlich sein wird. Allerdings sollten Lehrer keine Zusammenarbeit erzwingen wollen. Auch im Erwachsenenleben gibt es immer wieder Menschen, die ganz einfach nicht miteinander können. Ist dies bei bestimmten Schülern der Fall, muss es respektiert werden.
Lesetipp
Die Vorbereitung & Durchführung der Partnerarbeit
Die Partnerwahl ist Teil der Vorbereitungsphase. Diese umfasst außerdem:
- Eine klare verständliche Aufgabenstellung
- Eventuell individuelle Themen für jedes Paar
- Vorbereitung von Informationsmaterialien
- Erklärung der erwarteten Präsentation
Findet die Partnerarbeit beispielsweise im Rahmen einer 45-minütigen Unterrichtsstunde statt, kann den Schülern ein Zeitfenster von 20 Minuten für die Bearbeitung des Themas gegeben werden. Anschließend präsentieren die Partner gemeinsam ihre Ergebnisse, z.B. durch Vorlesen oder einen kurzen Vortrag.
Wichtig für die Durchführung ist die Zurückhaltung des Lehrers. Die Schüler sollen sich gegenüber sitzen und ungestört bleiben. Ein Lehrer, der ihnen alle paar Minuten über die Schulter schaut, übt eine zu starke Kontrolle aus, die als Druck empfunden wird. Er sollte lediglich eingreifen, wenn die Schüler aktiv um Hilfe bitten oder wenn er bemerkt, dass ein Paar statt der Arbeit privaten Dingen nachgeht.
Verschiedene Formen der Partnerarbeit
Allgemein unterscheidet die Didaktik zwischen zwei Grundformen:
- Bei der themengleichen Arbeitsform widmen sich die Partner einem gemeinsamen Thema, z.B. der Durchführung eines Experimentes oder dem Abfragen von Vokabeln.
- Bei der themendifferenzierten Arbeitsform widmen sie sich jeweils eigenen Unternehmen eines komplexeren Themas, die später zusammengeführt werden. Dabei besteht die Gefahr, dass die beiden Schüler für sich alleine zwei Einzelarbeiten nebeneinander ausführen. Der Lehrer sollte Aufgaben möglichst so formulieren, dass ein regelmäßiger Austausch erforderlich ist.
Partnerarbeit kann daneben auch Teil einer größeren Gruppenarbeit sein. Typisch ist dies beispielsweise bei der THINK-PAIR-SHARE Methode: Innerhalb der Gruppe beginnt jedes Gruppenmitglied mit einer individuellen Erarbeitung des Themas (THINK) und bespricht seine Ergebnisse dann mit einem einzigen Partner innerhalb der Gruppe (PAIR). Auf Basis dieses Feedbacks werden die Ergebnisse dann mit denen der anderen Gruppenmitglieder zusammengeführt und der Klasse präsentiert (SHARE).
Partnerarbeit als unverzichtbarer Baustein der Sozialformen
Auch wenn Gruppenarbeit heute scheinbar populärer ist, sollte die Partnerarbeit niemals im Repertoire der Lehrer fehlen. Jüngere Schüler profitieren davon, über die Partnerarbeit an das kooperative Lernen mit anderen herangeführt zu werden. Ältere Schüler üben sich bei heterogenen Zusammensetzungen in der für das Erwachsenenleben unverzichtbaren Sozialkompetenz. Auch während einer Klassenfahrt kann die Partnerarbeit gut verwendet werden, wie z.B. bei einem Stadtwquiz, dass die SuS gemeinsam lösen müssen.
Weitere Informationen zu den Sozialformen
Linksammlung
- Universität Konstanz: Empirische Pädagogik
- Universität Konstanz: Partnerarbeit
- Blumenberg: Methodenkarten Biologie-Fachseminar
Bildnachweis
- Titelbild: Antonio Guillem / Shutterstock.com
- Jungs bearbeiten gemeinsam Aufgaben: Helder Almeida / Shutterstock.com