Zeitbombe Mikroplastik
Eine Studie des Fraunhofer-Institutes für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik im Auftrag des NABU ergab, dass alleine in Deutschland jedes Jahr 977 Tonnen Mikroplastik und 46.900 Tonnen gelöste Polymere ins Abwasser und damit in die Weltmeere gelangen. Als Mikroplastik werden winzige Kunststoffpartikel mit einem Durchmesser unter 5 Millimeter bezeichnet. Dabei ist zu unterscheiden zwischen primärer Mikroplastik (von Anfang an winzigen Partikeln, wie sie vor allem in der Kosmetikindustrie zum Einsatz kommen) und sekundärer Mikroplastik (den zerfallenen Resten von größerem Plastikmüll.
Primäre Mikroplastik stammt zu 98% von Aktivitäten an Land, wie diese Übersicht zeigt:
Die Angaben sind jedoch widersprüchlich. Andere Studien nennen Reifenabrieb als größte Quelle für Mikroplastik und verweisen auf Kunstrasenplätze (in denen kleine Kügelchen auf Basis von Altreifen enthalten sind) als Verursacher von Mikroplastik. Die EU diskutiert derzeit über ein Verbot des aktuell in Kunstrasenplätzen verwendeten Gummigranulats ab 2022.
Jeder Mensch kann aber auch selbst aktiv an der Vermeidung von Mikroplastik mitwirken, indem z.B. auf den Kauf von Waschmitteln und Kosmetikprodukten mit Mikroplastikpartikeln verzichtet wird.
Sie möchten an der Vermeidung von Mikroplastik mitwirken? Hier finden Sie einen Ratgeber des BUND.
Mikroplastik ist allgegenwärtig
Mikroplastik ist heute eine allgegenwärtige Präsenz in Flüssen, Seen und Meeren, sowie in der Luft: Erst kürzlich konnten Forscher:innen des Alfred-Wegener-Institutes (AWI) Mikroplastik auf Eisschollen im Polarmeer nachweisen, das durch den Schnee und damit durch die Atmosphäre transportiert wurde. Noch dramatischer ist die Lage in dicht besiedelten Gebieten. An einer bayerischen Landstraße wiesen die Forscher 154.000 Partikel Mikroplastik pro Liter Schnee nach.
Größere Aufmerksamkeit erhält das Problem jedoch durch die Verschmutzung der Weltmeere. Kleinstlebewesen nehmen die Partikel auf, ehe sie von Fischen gefressen und so in den Nahrungskreislauf gelangen. Größere Meerestiere verenden qualvoll an gefressenem Plastikmüll, den sie mit Nahrung verwechseln. Wissenschaftler:innen fanden bei einer Studie in den Mägen von 93 Prozent der untersuchten Eissturmvögel im Schnitt 27 Plastikteile. Zum Schutz der Natur, der Meere, der Tierwelt und nicht zuletzt auch der Menschen ist ein steigendes Bewusstsein für das Problem und ein besserer Umgang mit dem Meer unverzichtbar.
Aktiver Umweltschutz
Die meisten Schüler:innen engagieren sich heute bereits auf vielfältige Weise für den Umweltschutz, unter anderem in der Fridays for Future-Bewegung. Oft fehlt dabei jedoch der direkte Praxisbezug und das Gefühl aktiv etwas zu bewegen. Dazu ist ihnen nicht klar, wie sie sich mit entsprechender beruflicher Orientierung im MINT-Bereich noch besser für die Umwelt und die Natur einsetzen können. Hier setzt das Mittelmeer Mikroplastik Projekt an.
Lesetipp
Mittelmeer Mikroplastik Projekt – ein innovatives Projekt
Mit dem Mittelmeer Mikroplastik Projekt haben wir in Zusammenarbeit mit der Meeresschule Pula und der Universität Pula in Kroatien, der österreichischen Universität Graz und mit Unterstützung des WWF Deutschlands ein multinationales Projekt ins Leben gerufen. Auf einer Klassenfahrt an die kroatische Mittelmeerküste informieren sich die Schüler:innen über das Problem Mikroplastik und arbeiten aktiv an einer auf mehrere Jahre ausgelegten wissenschaftlichen Studie mit. Das Projekt bietet gleich mehrere Vorteile: Zum einen können sich die Schüler direkt und aktiv im Umweltschutz engagieren. Zum anderen erleben sie die im Unterricht oft als abstrakt empfundenen MINT-Fächer Biologie, Chemie und Physik aktiv und praxisnah im Einsatz.
Standort des Projektes ist die kroatische Halbinsel Istrien. Hier ist die Meeresschule Valsaline in der Stadt Pula ansässig. Das meeresbiologische Zentrum wurde 2000 gegründet und hat sich zu einer im gesamten europäischen Raum anerkannten Bildungseinrichtung entwickelt. Das Team der Meeresschule besteht durchweg aus deutschsprachigen Mitarbeiter:innen, die mit Universitäten und Organisationen im deutschsprachigen Raum zusammenarbeiten. Seit der Gründung bietet die Meeresschule Schulklassen die Möglichkeit zu aktiven meeresbiologischen Studien und Projekttagen. Mit dem neuen Mittelmeer Mikroplastik Projekt erfolgt nun der nächste Schritt: Schülerinnen und Schüler werden aktiv in ein wissenschaftliches Projekt einbezogen.
Hier erfahren Sie mehr zu unserem Mittelmeer Mikroplastik Projekt.
BNE Reisen
Um das Bewusstsein für die Umwelt auch in den Alltag der Schüler:innen zu integrieren und sie auf die Entwicklung aufmerksam zu machen, haben wir Klassenfahrten mit dem Schwerpunkt „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ konzipiert.
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Welche Ziele verfolgt das Projekt?
Das Bewusstsein für das Problem Mikroplastik ist in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen. Zwar gibt es mittlerweile etliche Studien, die die verheerende Wirkung des Plastikmülls in den Meeren belegen, doch noch immer fehlen zuverlässige Langzeitstudien. Wir haben uns mit dem Mittelmeer Mikroplastik Projekt zum Ziel gesetzt Antworten auf die letzten drei für uns wichtigsten Fragen zu finden.
- Auf welche Arten wird das Ökosystem Meer beeinflusst?
- Welche verschiedenen Arten Mikroplastik kommen wo und in welchem Ausmaß vor?
- Wie schnell verbreitet sich Mikroplastik, sobald es das Meer erreicht hat?
Alle teilnehmenden Schulklassen leisten einen wertvollen Beitrag dazu.
Welche Inhalte umfasst der Projekttag an der Meeresschule Pula?
Eine Klassenfahrt nach Istrien mit Teilnahme an diesem Projekt umfasst mehrere Abschnitte:
- Der Projekttag beginnt mit einer Einführung zum Thema. In dieser werden unter anderem die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Meer thematisiert. Dabei wird insbesondere auf die Müllproblematik in den Weltmeeren eingegangen.
- Im zweiten Teil steht die Feldarbeit am Meeresstrand im Vordergrund. Die Schüler:innen bestimmen verschiedene Faktoren des Strandabschnittes und sammeln Markoplastik. Im nächsten Schritt werden unter wissenschaftlicher Anleitung Sedimentproben entnommen. Aus den Proben werden mithilfe eines speziell entwickelten Extraktors Bestandteile von Mikroplastik herausgefiltert.
- Im dritten Teil des Projekttages werden die gewonnen Proben aufbereitet und unter dem Mikroskop analysiert. Durch weitere Untersuchungen wird bestimmt, welche Plastikarten in der Probe enthalten sind.
Durch die Teilnahme am Projekt leisten die Schülerinnen und Schüler einen wichtigen Beitrag für die wissenschaftliche Studie. Zugleich werden sie für die Problematik Mikroplastik sensibilisiert und geben ihre neue Erkenntnisse zu Hause an Familienmitglieder und Freunde weiter.
Der Projekttag in der Meeresschule Pula kann um zahlreiche weitere MINT-Programmpunkte erweitert werden. Zur Auswahl stehen beispielsweise Wanderungen im Nationalpark Ucka unter fachkundlicher Leitung, ein Besuch der berühmten Grotte Baredine oder ein Bio-Workshop im Naturschutzgebiet Kap Kamenjak. Als Ausgleich erwarten die Schüler:innen entspannte Stunden an den sonnigen Stränden Istriens, an den Pools der Unterkünfte und viel mediterranes Lebensgefühl in gemütlichen Ferienorten am Meer.
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Weitere Informationen zum Thema Nachhaltigkeit
BNE Reisen
Um das Bewusstsein für die Umwelt auch in den Alltag der Schüler:innen zu integrieren und sie auf die Entwicklung aufmerksam zu machen, haben wir Reisen mit Schwerpunkt auf “ Bildung für nachhaltige Entwicklung“ konzipiert.
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Linksammlung
- Meeresschule Pula: Website
- Universität Graz: Website
- WWF Deutschland: Website
- NABU: Mikroplastik in Kosmetik und Putzmitteln
- HEROLÉ: Mittelmeer Mikroplastik Projekt
- Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit: Mikroplastik-Verbot bedroht Kunstrasenplätze
- tagesschau.de: Mikroplastik
- WWF Deutschland: Unsere Ozeane versinken im Plastikmüll
Bildnachweis
- Titelbild: HEROLÉ
- Tortendiagramm: HEROLÉ
- Mikroplastik: HEROLÉ
- Forschen: HEROLÉ