Bin ich als Lehrer geeignet?
Nur vormittags arbeiten und im Sommer sechs Wochen Ferien haben – wer aus diesen Gründen auf Lehramt studiert, wird schnell von der Realität eingeholt. Eine Untersuchung der Universität Göttingen im Auftrag der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat gezeigt, dass Lehrer durchschnittlich mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten und oftmals überlastet sind. Angehende Lehrer sollten sich daher gut überlegen, ob sie mit einem solchen Arbeitsdruck umgehen können.
Voraussetzung für den Beruf als Lehrer sind natürlich auch ein sicheres Auftreten und die Fähigkeit, den ganzen Tag mit Spaß vor einer Schülergruppe zu stehen. Nicht jeder, der gerne vor seinen Mitschülern Referate gehalten hat, ist auch ein geborener Pädagoge. Die Eignung für den Beruf lässt sich am besten durch einen Praxistest bestätigen. Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen oder Bayern lassen nur Lehramtsstudenten zu, die bereits ein Eignungspraktikum an einer Schule absolviert haben. Ein solcher Einblick ins Berufsleben eines Lehrers ist auch für Abiturienten aus anderen Bundesländern empfehlenswert.
Neben diesen persönlichen Voraussetzungen müssen Lehramtsanwärter mit wenigen Ausnahmen das Abitur haben. Lediglich für Lehramt an Berufsschulen reicht in einigen Fällen die Fachhochschulreife aus. Je nach Wunschfächern und Studienstandort müssen Abiturienten auch mit einem Numerus Clausus (NC) rechnen. Wer also nur ein mittelmäßiges Abitur hat, sollte sich gut über die Zulassungsvoraussetzungen der Universitäten informieren.
Wie finde ich das richtige Lehramtsstudium?
Bereits vor Beginn des Studiums müssen sich Lehramtsanwärter in der Regel entscheiden, an welcher Schulform sie später einmal unterrichten möchten. Dazu sollten sie sich überlegen, welchen Arbeitsalltag sie sich am besten vorstellen können. Grundschullehrer sind beispielsweise Allrounder und unterrichten unabhängig von ihren Studienschwerpunkten meist alle Unterrichtsfächer. Wer Mathe und Naturwissenschaften liebt, selbst aber Probleme mit der Rechtschreibung hat, möchte später vermutlich eher nicht Erstklässlern das Lesen und Schreiben beibringen. Wichtig beim Grundschullehramt ist auch, dass es in einigen Bundesländern nur Abschlüsse für Grund-, Haupt- und Realschullehramt gibt. Hier ist ein Wechsel zu einer anderen Schulform also theoretisch möglich.
Anders sieht es beim Gymnasiallehramt aus. Lehrer in dieser Schulform unterrichten in der Regel nur ihre eigenen Fächer und sollten daher eine hohe Begeisterung für diese aufbringen. Eher praktisch veranlagte Menschen, die bereits eine Ausbildung absolviert haben, fühlen sich vermutlich an einer Berufsschule wohl. Auch Förder- bzw. Sonderschullehrer werden benötigt. Sie studieren in der Regel mit einem Schwerpunkt in den Fachrichtungen Geistigbehinderten- oder Lernbehindertenpädagogik, Emotionale und Soziale Entwicklung. In Zeiten der Inklusion haben Absolventen dieser Fachrichtungen später auch die Chance, an einer Regelschule zu unterrichten.
Wo kann ich auf Lehramt studieren?
In allen Bundesländern bieten Universitäten ein Lehramtsstudium an. Während im Süden das Staatsexamen noch verbreitet ist, absolvieren Lehrämtler im Rest Deutschlands ein Bachelor- und Masterstudium. Die gute Nachricht: Ob Staatsexamen oder Master of Education: die Bundesländer erkennen beide Abschlüsse an.
Lehramtsstudenten wählen in der Regel zwei Fächer aus, die sie später unterrichten möchten. Hinzu kommen Veranstaltungen in Pädagogik und Didaktik, die sie auf den späteren Unterricht vorbereiten sollen. Der fachliche bzw. pädagogische Anteil variiert je nach gewählter Schulform stark.
Bei der Wahl der Universität müssen Bewerber unbedingt beachten, dass nicht alle Universitäten alle Fächer bzw. Fachkombinationen anbieten. Gerade beim Bachelor-/ Mastermodell sind Fachkombinationen zum Teil nicht möglich. Da Lehrämtler immer mindestens zwei Fächer studiert haben müssen, sollten sich Bewerber daher bei der Wahl der Universität gut informieren.
Eine gute Übersicht über alle Lehramtsstudiengänge bietet Die Zeit. Unter dem Reiter „Erweiterte Suche“ können Abiturienten die Fachgruppe „Lehramt“ anklicken. Anschließend öffnet sich ein Fenster mit weiteren Kriterien wie Zulassungsmodus, Lehramt und Studiendauer.
Ist ein Auslandsaufenthalt während des Studiums möglich?
Grundsätzlich ja. Wie gut sich ein Auslandsaufenthalt planen lässt und wie wichtig er für den weiteren Berufsweg ist, hängt natürlich von der Fächerkombination ab. Einige Universitäten verlangen sogar, dass zum Beispiel künftige Englisch- oder Spanischlehrer einige Monate im Ausland verbringen. Da immer mehr Studenten für ein oder zwei Semester ins Ausland gehen möchten, sind die Universitäten in der Regel gut darauf vorbereitet. Für eine Beratung im Einzelfall ist das Akademische Auslandsamt vor Ort die beste Anlaufstelle.
Gibt es Unterschiede zwischen den Bundesländern?
Dass Bildung Ländersache ist, bekommen angehende Lehrer deutlich zu spüren. Je nach Bundesland sind Studium und Referendariat nämlich unterschiedlich aufgebaut. Wer in einem Bundesland studiert, aber später wieder zurück in seine Heimat möchte, sollte sich bereits im Vorfeld informieren. Das betrifft besonders die Wahl des Studienfachs. Einige Fächer wie zum Beispiel Pädagogik oder Gesellschaftskunde werden nämlich nicht in allen Bundesländern unterrichtet. Gleiches gilt für Fremdsprachen wie Niederländisch, Dänisch oder Polnisch, die vor allem in Grenzregionen wichtig sind.
Informationen zur Lehrerausbildung haben die Bundesländer jeweils auf ihren Internetseiten zusammengefasst.
Seit März 2013 soll es für Lehrer aber einfacher sein, nach dem Studium oder Referendariat das Bundesland zu wechseln. Die Kultusministerkonferenz hat sich nämlich darauf geeinigt, dass die Bundesländer Lehramts-Abschlüsse gegenseitig anerkennen. Mehr Informationen dazu gibt es hier.
Nach dem Studium müssen angehende Lehrer erst noch das Referendariat an einer Schule absolvieren. Diese Zeit gilt oftmals als sehr stressig, da die Ausbildung zweigeteilt ist: Da das Referendariat in vielen Bundesländern inzwischen auf 18 Monate verkürzt ist, müssen viele Nachwuchs-Lehrer bereits von Beginn an selbst unterrichten. Die Eingewöhnungsphase fällt somit weg. Zusätzlich besuchen Referendare ein Studienseminar (je nach Bundesland auch Seminarschule oder Zentrum für schulpraktische Schulen), an dem sie auf die Anforderungen ihrer Fächer und den allgemeinen Schulbetrieb vorbereitet werden. Dazu kommen regelmäßige Unterrichtsbesuche und Lehrproben, die von Fachleitern bewertet werden.
Diese Probezeit stellt für viele Lehrämtler eine Belastungsprobe dar, die relativ gering bezahlt ist. Je nach Bundesland und Lehramt verdienen unverheiratete und kinderlose Referendare laut Studis Online zwischen 1.270 und 1.480 Euro. Ist die Zeit aber erst einmal überstanden, haben Pädagogen auch aufgrund des Lehrermangels eine sichere Berufsperspektive und werden in den meisten Bundesländern verbeamtet. Die Mühe lohnt sich also für alle, die gerne unterrichten und auch stressige Arbeitsphasen überstehen.
Lesetipp
Linksammlung
- Spiegel Online: Auf Lehramt studieren – Alle Infos zum Studium
- Studis Online: Lehramt studieren
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- Lehrer gesucht/ pixabay