Warum Fortbildungen für Lehrer:innen?
Einmal das zweite Staatsexamen abgelegt und nie wieder lernen müssen? Dies ist eine Illusion, von der sich junge Lehrkräfte schnell verabschieden. Auch sie müssen sich in regelmäßigen Abständen und auf gleich zwei Arten fortbilden. Zum einen bleiben die Inhalte ihrer gewählten Unterrichtsfächer nicht über viele Jahre gleich. Als Physiklehrer:in sollten Sie sich immer wieder über die neuesten Forschungen auf dem Gebiet der Physik informieren, als Deutschlehrer:in über neue literarische Trends auf dem Laufenden bleiben und als Lehrkraft für Sozialwissenschaften die neuesten gesellschaftlichen Entwicklungen verfolgen.
Zu diesen fachlichen Aspekten kommt die berufliche Fortbildung für Lehrkräfte zum Schulbetrieb im Allgemeinen: Dazu gehören Themen wie die Umsetzung der Inklusion im Schulunterricht oder der Einsatz moderner digitaler Unterrichtsmittel.
Welche Fortbildungsmöglichkeiten werden unterschieden?
So vielfältig wie die Lehrer und ihre Fächerkombinationen sind, so vielfältig ist auch das Fortbildungsangebot für Pädagogen. Grundsätzlich wird zwischen Fort- und Weiterbildungen unterschieden. Fortbildungen setzen sich in der Regel mit einem konkreten Thema auseinander und dauern meist nur wenige Stunden oder Tage. Mit einer Weiterbildung qualifizieren sich Lehrkräfte jedoch grundsätzlich für neue Aufgaben im laufenden Schulbetrieb, zum Beispiel als Seelsorger oder Lehrer für Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache (DaF/ DaZ).
Unterschieden wird zudem zwischen schulinternen Fortbildungen (SchiLf) und Fortbildungen, für die ein externer Organisator zuständig ist (ScheLf). Während Schulen mit internen Fortbildungen alle Lehrkräfte auf den gleichen Stand bringen, richten sich externe Fortbildungen meist an die speziellen Interessen und Bedürfnisse einzelner Lehrer.
Welche Regelungen gibt es für Fortbildungen?
Die Kultusministerien der Bundesländer handhaben Fortbildungen für Lehrer:innen unterschiedlich und sind dabei selten konkret. Lediglich die beiden norddeutschen Stadtstaaten Hamburg und Bremen haben 30 Stunden Fortbildung pro Schuljahr für alle Lehrkräfte verpflichtend gemacht. Auch im Freistaat Bayern ist die Weiterbildung für Lehrer klar geregelt. Hierfür wurde die Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführungen in Dillingen eingerichtet, sowie die Datenbank FIBS (Fortbildung In Bayerischen Schulen). Lehrkräfte müssen 12 Fortbildungstage über einen Zeitraum von vier Schuljahren nachweisen. In allen anderen Bundesländern gilt zwar eine offizielle Weiterbildungspflicht für Lehrer:innen, doch darüber hinaus keine klar definierten Regelungen. Dazu verzichten viele Bundesländer auf eine Nachweispflicht, die das Wegducken leicht macht. Immerhin: Trotz dieser nur vagen Vorschriften nahmen 2015 rund 76% aller Lehrkräfte an Fortbildungen teil. Interessanterweise gibt es dabei nur wenige Unterschiede zwischen Bundesländern mit und ohne konkreten Verpflichtungen. Selbst dort, wo der Besuch verpflichtend ist, kamen über 20% der Lehrkräfte und damit jeder Fünfte, der Verpflichtung nicht nach. Diese Daten stammen aus einer Studie aus dem Jahr 2020, die sich mit der Relevanz der gesetzlichen Fortbildungsverpflichtung für Lehrkräfte beschäftigt. Die gesamte Studie kann als PDF eingesehen werden.Fortbildungsmöglichkeiten für Lehrkräfte
Angebote zur Lehrerfortbildung sind in jedem Bundesland vorhanden. Dabei kann es sich um schulinterne Fortbildungen handeln, die aus dem Budget der Schule finanziert werden. Manchmal handelt es sich dabei um Veranstaltungen mit Teilnahmepflicht, manchmal ist die Teilnahme freiwillig. Daneben gibt es eine große Zahl externer Weiterbildungen, Schulungen und Seminare, die Lehrkräfte für sich selbst aussuchen. Fallen diese in die Unterrichtszeit, können Sie bei der Schulleitung Sonderurlaubstage beantragen. Pro Schuljahr kann jede Lehrkraft fünf Tage (bei einer 5-Tage-Woche) Sonderurlaub für Fortbildungen nehmen.
Was in der Theorie gut klingt, führt jedoch in der Praxis häufiger zu Problemen. So gaben 52 Prozent der befragten Lehrkräfte in einer Studie für Vodafone aus dem Jahr 2016 an, dass sie zu überlastet seien, um sich der Fortbildung zu widmen. Und nur wenig mehr als ein Viertel (27 Prozent) gab an, dass Weiterbildung und Innovationsfähigkeit an ihren Schulen überhaupt gelebte Werte seien. Auch die angebotenen Kursinhalte und die verwendete Methodik stoßen nicht immer auf Begeisterung.
Online Weiterbildung als Ausweg
Die Corona-Pandemie machte schlagartig deutlich, wie schlecht es um die Digitalisierung an deutschen Schulen bestellt ist. Viele Lehrkräfte beschäftigten sich zum ersten Mal zwangsläufig mit den digitalen Medien und nicht immer kamen dabei sinnvolle Lösungen heraus. Doch immerhin entstanden aus der Not heraus viele neue Angebote zur Weiterbildung für Lehrer:innen.
Wieder zeigte sich Bayern als Vorreiter: Schon 2019, vor dem Ausbruch der Pandemie, wurden drei Online-Selbstlernkurse für die Lehrkräfte des Freistaates eingeführt, mit denen eine Wissensgrundlage im Bereich „Digitale Bildung“ geschaffen wurde. Andere Bundesländer zogen mittlerweile nach, darunter Baden-Württemberg mit zahlreichen Selbstlernkursen, die Themen von einer Einführung in die Handhabung von Tablets bis zum Umgang mit dem Urheberrecht im Internet umfassen.
Für Lehrkräfte haben diese Selbstlernkurse den Vorteil, dass sie sich zeitlich und örtlich unabhängig weiterbilden können. Neben diesen offiziellen Angeboten der Bundesländer tummeln sich natürlich auch viele private Anbieter auf dem Markt.
Erste Anlaufstelle für einen guten Überblick ist die Website fobizz.com, das digitale Fortbildungszentrum für Lehrkräfte rund um IT, Medien und Digitalisierung. Der Fortbildungskatalog von fobizz umfasst schon jetzt eine riesige Auswahl an Online-Fortbildungen. Weiterhin werden Live-Webinare per Internet angeboten und besteht die Möglichkeit, klassische Workshops vor Ort zu veranstalten.
Linktipp: Das Forum Bildung Digitalisierung ist ein Zusammenschluss verschiedener Stiftungen, die die digitale Transformation im schulischen Bildungsbereich voranbringen will. Auf seiner Website finden Sie spannende Projekte, Publikationen, Ansprechpartner und vieles mehr, sowie entsprechende Fortbildungen für Lehrkräfte im digitalen Bereich.
Fortbildungen in einzelnen Fächern
Meist liegt der Schwerpunkt auf der Weiterbildung im digitalen Bereich allgemein, also beim Einsatz von digitalen Hilfsmitteln wie Tablets und Whiteboards, sowie bei Themen wie Datenschutz und Mediendidaktik.
Daneben gibt es auch eine Reihe fächerspezifischer Angebote für Fachlehrer:innen, die diese Methode der Weiterbildung der Teilnahme an Seminaren oder Workshops mit Anfahrt und teilweise Übernachtungen vorziehen.
Das Netzwerk Digitale Bildung bietet hierzu eine Fülle von Angeboten zur Weiterbildung in digitalen didaktischen Methoden, die teilweise fächerübergreifend angewendet werden können oder in bestimmten Bereichen wie den Fremdsprachen oder den MINT-Fächern.
Noch spezifischer sind andere Einrichtungen wie das Deutsche Zentrum für Lehrkräftebildung Mathematik, das verschiedene Weiterbildungen speziell für Mathematiklehrer:innen von der Anwendung neuer Digitaler Werkzeuge bis zum inklusiven Umgang mit Diversität im Mathematikunterricht. Erste Anlaufstelle für Deutschlehrer:innen ist das weltweit aktive Goethe-Institut, das eine Mischung aus Online-Fortbildungen, Präsenzveranstaltungen und Blended Learning bereit hält.
Nicht zuletzt haben auch die Bundesländer die digitalen Angebote aus der Corona-Pandemie zum Teil behalten und fortgesetzt. Entsprechende Veranstaltungshinweise finden Sie auf den Seiten der jeweiligen Kultusministerien der Länder:
Neben diesen öffentlichen Trägern bieten jedoch auch zum Beispiel Lehrerverbände, Gewerkschaften, Stiftungen oder Schulbuchverlage Fortbildungen an. Diese Angebote können zwar ebenfalls sehr hilfreich für Pädagogen sein, dienen aber zum Teil auch dem Zweck, die eigenen Publikationen unter die Lehrerschaft zu bringen. Im Fall privater Anbieter sollten Lehrer zudem sicherstellen, dass die Schulleitung die Weiterbildung auch anerkennt.
Wie funktioniert Online Fortbildung?
Bei den meisten Online Weiterbildungen für Lehrkräfte handelt es sich um Selbstlernkurse. Sie wählen online den Kurs oder die Kurse aus, die Sie interessieren und buchen diese. Wichtig: Wenn Sie möchten, dass die Schule die Kosten für Ihre Weiterbildung(en) übernimmt, sollten Sie dies vorher abklären.
Nach der Bezahlung haben Sie Zugriff auf das Lernmaterial und arbeiten dieses in Ihrem eigenen Tempo und von jedem gewünschten Ort aus durch. Nach Abschluss des Kurses erhalten Sie ein Teilnahmezertifikat. Dies ist vor allem in den Bundesländern wichtig, in denen Sie Nachweise über Ihre Fortbildungen erbringen müssen.
Bei einem Live-Webinar sind Sie zumindest zeitlich gebunden. Sie können jedoch vom eigenen Schreibtisch zu Hause oder jedem anderen Ort mit stabiler Internetverbindung teilnehmen. Über eine Videokonferenz sind Sie mit der Leitung des Webinars und den anderen Teilnehmer:innen verbunden. Sie können Fragen stellen und sich untereinander austauschen. So entsteht das Gefühl eines echten Seminars mit kommunikativem Feedback, doch lange Anfahrtswege oder gar Übernachtungen entfallen.
Lesetipp
Klassenfahrten zu Fortbildungen nutzen
Auch Klassenfahrten sind hilfreich für die berufliche Fortbildung der Lehrkräfte. Natürlich lernen Sie nichts mehr hinzu, wenn Sie zum fünften Mal mit einer Schulklasse den Reichstag besuchen oder eine Fahrradtour entlang der Berliner Mauer unternehmen. Doch gerade im MINT-Bereich ist das Angebot für Schulklassen in den letzten Jahren enorm gewachsen und zeigt sich besonders innovativ.
Nutzen Sie Klassenfahrten mit MINT-Schwerpunkten zur Erweiterung Ihres eigenen Horizontes, zum Beispiel beim Besuch modernster Forschungslabore und Science Center. Haben Sie dann in Einrichtungen wie der Klima Arena in Sinsheim oder dem Klimahaus Bremerhaven ausführliche wissenschaftlich fundierte Kenntnisse zum aktuellen Stand der Klimaforschung gewonnen, können Sie diese auch bei anderen Klassen in den Unterricht einbauen. Zeigen Sie den Schüler:innen dieser Klassen Ihre Fotos und verteilen Sie Fotokopien des dort erhaltenen Lernmaterials.
Auch andere Klassenfahrten lassen sich auf diese Weise zur beruflichen Weiterbildung nutzen. Informieren Sie sich bei einer BNE-Klassenfahrt über nachhaltige Umweltschutzprojekte und geben Sie das Wissen an andere Schulklassen weiter oder lernen Sie bei einer Erlebnisklassenfahrt mit Teambuilding-Programmen, wie Sie selbst den Klassenverband stärken, Streit schlichten und mit Problemen wie Mobbing umgehen.
Gibt es bestimmte Themen, die Sie besonders interessieren? Nehmen Sie Kontakt zu unserem Beratungsteam auf. Wir helfen Ihnen gerne, eine Klassenfahrt zu finden, die für Sie selbst genauso lehrreich wird wie für Ihre Schulklasse!
Linksammlung
- Studie: Wie relevant ist die gesetzliche Fortbildungsverpflichtung für Lehrkräfte?
- Bayerisches Staatsministerium: Online-Selbstlernkurse für bayerische Lehrkräfte
- Landesmedienzentrum Baden-Württemberg: Selbstlernkurse
- fobizz: Online-Fortbildungen für Lehrkräfte
- Forum Bildung Digitalisierung
- Netzwerk Digitale Bildung: Weiterbildung in digitalen didaktischen Methoden
- Deutsches Zentrum für Lehrkräftebildung Mathematik
- Goethe-Institut
- Deutscher Bildungsserver: Fortbildungsangebote für Grundschullehrerinnen und -lehrer
- Vodafone Stiftung: Wie lernen Lehrer?
- Süddeutsche Zeitung: Fortbildung für Lehrer – Lernen unerwünscht
- Studienzentrum: Weiterbildung Lehrer
- Deutscher Verein zur Förderung der Lehrerinnen- und Lehrerfortbildung: Fortbildung
Bildnachweis
- Titelbild: Künstler Phovoir /SHUTTERSTOCK.COM
- Seminargruppe: Studio Lannach / Pixabay
- Online-Weiterbildung: StartupStockPhotos / Pixabay
- Brille, Lernen, Buch: Hans / Pixabay
- PhotonLab München: Thorsten Naeser
- Hochbeete in Berlin: Nomadisch Grün / CC BY-SA