Laute Klassenräume – gestresste Schüler und Lehrer
Dass der Geräuschpegel in Klassenzimmern hoch ist, dürfte keine Überraschung sein. Allerdings zeigen Umfragen, wie kritisch die Auswirkungen lauter Klassenzimmer auf Schüler und Lehrer sind: Laut einer Studie des Professors Hans-Georg Schönwälder vom
Bremer Institut für interdisziplinäre Schulforschung (ISF) sagten 75 Prozent der 1000 befragten Lehrern, dass Lärm eine wesentliche Belastungsquelle sei. In einer Umfrage des Bildungsministeriums Schleswig-Holsteins gaben sogar 90 Prozent der befragten Lehrer an, dass die hohe Lautstärke am Arbeitsplatz eine Belastung für sie sei. Unter den Grundschullehrern war der Anteil der gestressten Lehrer mit 93 Prozent sogar noch leicht höher.
Je länger Lehrer im Schuldienst arbeiten, desto eher leiden sie unter dem Geräuschpegel. Lehrkräfte müssen permanent gegen den Lärm anreden, damit auch die Schüler in der letzten Reihe sie verstehen. Dabei entsteht oftmals eine negative Dynamik: Je lauter die Schüler sind, desto lauter redet auch der Lehrer. Der allgemeine Lärmpegel steigt, so dass sich auf Dauer alle Beteiligten gestresst fühlen. Körperlich nachweisbar ist der Stresspegel zum Beispiel durch eine erhöhte Herzfrequenz, die in Studien nachgewiesen werden konnte. Hinzu kommen aber auch „klassische“ Lehrerkrankheiten wie Hals- und Stimmbandprobleme, die eine Folge des lauten Redens sind. Ein weiteres Problem des lauten Klassenzimmers: Die Konzentrationsfähigkeit der Schüler nimmt, sie sind schneller müde und weniger leistungsfähig. Studien deuten darauf hin, dass sich ihre Gedächtnisleistung um mehr als 20 Prozent verschlechtert.
Aber auch auf Klassenfahrten, besonders während der Anreise kann der Lärmpegel deutlich steigen. Ein kleiner Tipp : Am besten ist es, Sie nehmen eine DVD für die Busfahrt mit, somit haben Sie beschäftigte Schüler und gleichzeitig etwas Ruhe.
So laut ist es in Klassenzimmern
Wie laut es in Klassenräumen tatsächlich ist, wurde mittlerweile in verschiedenen Studien nachgemessen. Das Institut für interdisziplinäre Schulforschung gibt beispielsweise an, dass der durchschnittliche Schallpegel im Klassenraum zwischen 60 und 85 Dezibel beträgt. Zum Vergleich: Ein fahrender PKW, vom Straßenrand aus gehört, hat genau diese Lautstärke. Dabei fordern Wissenschaftler wie Sust und Lazarus (1997), dass der Grundschallpegel in Räumen zu Bildungszwecken nur bei etwa 30 oder 45 Dezibel liegen sollte, um die Bildungsprozesse zu erleichtern: Wenn es im Klassenraum leise ist, verstehen sich die Schüler untereinander besser und formulieren längere und kompliziertere Sätze. Die Qualität des Unterrichtsgesprächs steigt.
Eine Frage der Akustik
Viele Menschen in einem Raum – da ist es doch ganz normal, wenn es laut wird? Nicht unbedingt, denn auch die Ausstattung vieler Klassenräume führt zu einem erhöhten Geräuschpegel. Die wichtigste Kenngröße für die Raumakustik ist die Nachhallzeit, die angibt, wie lange ein „Schallereignis“ zu hören ist. Diese hängt maßgeblich von der Größe und Geometrie des Raumes ab und von den akustischen Eigenschaften der Wände und Möbel.
Für Klassenräume wird eine Nachhallzeit von etwa 0,4 Sekunden empfohlen. Besonders in älteren Schulgebäuden aus der Jahrhundertwende oder Bauten aus den Siebzigerjahren mit niedrigen Betondecken kann das Echo aber deutlich länger im Raum verbleiben – Nachhallzeiten von mehr als einer Sekunde sind keine Seltenheit. Das gilt zum Teil auch für Neubauten aus Sichtbeton, Stahl und Glas, da die harten Materialien den Schall reflektieren und dadurch verstärken.
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Wie können Lehrer die Raumakustik verbessern?
Die beste Maßnahme für eine verbesserte Raumakustik ist eine Renovierung der Klassenräume mit Schall-absorbierenden Materialien. Der Ingenieur
Dr. Jürgen H. Maue empfiehlt zum Beispiel, die Decke und die Rückwand eines Klassenzimmers mit entsprechenden Baustoffen zu überkleben. Für Schulen, die in Eigenleistung renovieren, empfiehlt er Schaumstoff-Materialien wie zum Beispiel Melaminharz-Schaumplatten, die schwer entflammbar sind und mindestens der Brandschutzklasse B1 entsprechen. Ergänzt werden kann diese Maßnahme mit einer schallabsorbierenden Gestaltung der Rückwand des Raumes. Eine einfache Variante zu diesem Zweck sind großflächigige Kork- oder Pinnwände.
Wer sich keine Renovierung des Klassenraums leisten kann, sollte erst einmal zu Erste-Hilfe-Maßnahmen greifen. So können Gardinen, Teppiche und gepolsterte Möbel eine positive Wirkung auf den Geräuschpegel haben. Filzkleber unter den Stühlen stoppen nervigen Lärm, der durch das Stühlerücken entsteht.
Experten empfehlen zudem, die Kinder mit pädagogischen Mitteln zu einer niedrigeren Lautstärke zu bewegen. Wer einen hohen Geräuschpegel im Klassenraum übertönen will, indem er lauter spricht, verursacht oftmals einen Lärm-Teufelskreis. Gehart Tiesler vom Institut für interdisziplinäre Schulforschung empfiehlt daher, dass Lehrer gemeinsam ein pädagogisches Konzept entwickeln und klare Regeln aufstellen, wie sie auf Lärm reagieren. Studien zeigten nämlich: Schulen mit einem klaren pädagogischen Konzept sind leiser.
Weitere informationen
Linksammlung
- Universität Oldenburg: Akustik in der Schule: Könnt ihr nicht zuhören?
- Süddeutsche Zeitung: Lärm in deutschen Schulen
- News4Teachers: Umfrage: Viele Lehrer fühlen sich durch Lärm belastet
- Deutschlandfunk: Krachstopper im Klassenzimmer
- Dr.-Ing. Jürgen H. Maue: Akustische Gestaltung von Klassenzimmern
- Lehrerfreund: Lärmpegel im Klassenzimmer meist deutlich zu hoch
Bildnachweis
- Bilder: Lmbuga/Wikimedia, Pixabay