Klassenfahrten gehören zum Schulunterricht
Eines vorneweg: Klassenfahrten sind keine luxuriösen Extras sondern Teil des normalen Schulunterrichtes. Damit ist die Teilnahme auch an einer mehrtägigen Klassenfahrt verpflichtend. Schließlich geht es bei einer Klassenfahrt nicht um Party machen, sondern soziale Lerneffekte wie das Miteinander über mehrere Tage hinweg. Für die meisten Schüler:innen ist die Klassenfahrt die erste Reise ohne Eltern, bei der sie für sich selbst verantwortlich sind. Dazu kommen fachliche Lernaspekte wie der Besuch von Museen und anderen Sehenswürdigkeiten oder der Aufenthalt in der Natur. Da Klassenfahrten unter die Schulpflicht fallen, bedeutet dies jedoch eine Kostenübernahme durch den Staat, wenn die Eltern oder Erziehungsberechtigen sie nicht selbst finanzieren können.
Klassenfahrt: Kostenübernahme durch den Staat
Der Zugang zu Bildung darf nicht von der finanziellen Situation der Eltern abhängig sein. Aus diesem Grund wurde vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales das Bildungs- und Teilhabepaket ins Leben gerufen. Darin ist festgelegt, dass für bestimmte Gruppen eine vollständige Kostenübernahme der Klassenfahrt erfolgt. Konkret betrifft dies:
- Eltern/Erziehungsberechtigte, die Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld beziehen und/oder
- Eltern/Erziehungsberechtigte, die Leistungen nach §2 AsylbLG, Sozialhilfe, den Kinderzuschlag oder Wohngeld beziehen.
Die Kostenübernahme gilt für Anreise, Unterkunft, Verpflegung, gemeinsame Programmpunkte und eine Reiserücktrittsversicherung. Taschengeld und etwaige weitere freiwillige Programmpunkte müssen die Eltern selbst zahlen. Hier liegt es natürlich auch am Klassenverband darauf zu achten, dass sich alle Schüler:innen diese Aktivitäten problemlos leisten können und sie nicht überfordern.
Familien, die Leistungen nach Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld beziehen, wenden sich an das vor Ort zuständige Jobcenter. Familien, die Sozialhilfe, Wohngeld, Kinderzuschlag oder Leistungen nach AsylblG erhalten, wenden sich an die Kreisverwaltung, das städtische Rathaus oder das Bürgeramt. Familien, die nur Wohngeld oder den Kinderzuschlag erhalten, können die Familienkasse kontaktieren.
Damit die Leistungen des Bildungs- und Teilhabepaketes den Kindern möglichst unbürokratisch zu Gute kommen, gibt es dafür nur einen einzigen Antrag, der aus nur einem Blatt besteht. Wichtig ist, den Antrag rechtzeitig zu stellen, am besten sofort, nachdem die Klassenfahrt bekanntgegeben wurde, aber in jedem Fall bevor der Bedarf geltend gemacht wird. Weitere Informationen zu den Ansprechpartnern in jedem Bundesland finden Sie auf den Seiten des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.
Hier findet sich ein Überblick über die Richtlinien der einzelnen Bundesländer zur Durchführung von Klassenfahrten.
Zuschüsse für Klassenfahrten nach Berlin
Für Klassenfahrten nach Berlin mit Schwerpunkt Politik ab der Jahrgangsstufe 9 können Zuschüsse vom Bundesrat gewährt werden. Damit diese Zuschüsse zur Klassenfahrt gezahlt werden, muss die Gruppe an mindestens einer Informationsveranstaltung beim Bundesrat und einer weiteren staatspolitischen Informationsveranstaltung in Berlin teilnehmen. Welche dies sein können, hat der Bundesrat auf dieser Informationsseite aufgelistet.
Die Höhe des Zuschusses beläuft sich bei Busreisen nach Berlin auf 0,04 € pro Kilometer und Person. Je nach Budget werden auch nur einige Personen pro Klasse gefördert. Vom förderfähigen Betrag wird ein Eigenanteil von 10,00 € pro Person abgezogen. Bahn- und Fernbusreisen sind auch förderfähig. Hierfür gelten jedoch andere Sätze der Bezuschussung.
Rechenbeispiel: Klassenreise von München nach Berlin (ca. 1.160 km Hin- und Rückfahrt)
1.160 km x 0,04 € Fahrtkostenzuschuss = 46,40 € pro Person
46,60 € – 10 € Eigenanteil= 36,40 € Förderung pro Person.
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Zuschüsse über Wahlkreisabgeordnete
Jeder in Berlin aktive Abgeordnete verfügt über ein gewisses Budget für Fahrtkostenzuschüsse für Besucher aus dem heimischen Wahlkreis. Dies kann natürlich auch eine Schülergruppe auf Klassenfahrt sein. Die Schüler:innen treffen die Person vor Ort zu einem kurzen Gespräch, werfen einen kleinen Blick hinter die Kulissen des Berliner Politikbetriebs und können Fragen stellen.
Auf der Website des Deutschen Bundestags erhält man genauere Informationen über den Besuch auf Einladung eines Abgeordneten. Hier kann außerdem nach dem jeweils zuständigen Abgeordneten gesucht werden.
Zuschüsse für Klassenfahrten nach Brüssel und Straßburg
Die belgische Hauptstadt Brüssel und das im Elsass nahe der deutschen Grenze gelegene Straßburg sind die beiden Hauptsitze der Europäischen Union. Auch hier ist es möglich, Zuschüsse für eine Klassenfahrt über die jeweiligen EU-Abgeordneten zu erhalten.
Weitere Informationen beim Verbindungsbüro Deutschland der EU. Die eigenen Abgeordneten lassen sich über die Seite des Europaparlamentes suchen.
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Zuschüsse zu Gedenkstättenfahrten

Die Zerstörungen und Völkermorde des Zweiten Weltkrieges liegen mittlerweile fast 80 Jahre zurück. Die Epoche des Nationalsozialismus ist nach wie vor fester Bestandteil der politischen Bildung, um Jugendlichen von heute die damalige Entwicklung vor Augen zu führen und eine Wiederholung zu verhindern. Nichts sensibilisiert sie so sehr wie der Besuch einer der vielen Gedenkstätten in ganz Europa, insbesondere der ehemaligen Konzentrationslager. Manche Bundesländer zahlen darum Zuschüsse zu einer Klassenfahrt, die den Besuch einer solchen Gedenkstätte umfasst.
Beliebte Ziele innerhalb Deutschlands sind beispielsweise Weimar mit einem Besuch der Gedenkstätte Buchenwald und München mit einem Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau. Bei den ausländischen Zielen stehen Klassenfahrten ins polnische Krakau mit einem Besuch des Vernichtungslagers Auschwitz im Mittelpunkt, sowie in die tschechische Hauptstadt Prag mit Ausflügen nach Theresienstadt und Lidice.
Weitere Möglichkeiten bieten Träger wie das Deutsch-Polnische Jugendwerk an. Dieses bezuschusst Fahrten deutscher Jugendlicher zu den Gedenkstätten in Polen mit 0,12 € pro Person und Kilometer. Eine Fahrt von Berlin nach Auschwitz würde somit mit 66,60 € pro Teilnehmer gefördert.
In unserem Artikel öffentliche Fördermittel für Gedenkstättenfahrten finden Sie alle weiteren Informationen zum Thema.
Kostenübernahme der Klassenfahrt durch Stiftungen
Während Empfänger von ALG II und anderer staatlicher Hilfe mit einer vollen Kostenübernahme der Klassenfahrt rechnen können, gehen viele andere Familien leer aus. Häufig sind es Alleinerziehende, Geringverdiener oder Menschen mit mehreren Kindern, die sich trotz eines oder sogar zweier Einkommen schwer mit der Finanzierung einer Klassenfahrt tun. Sie können sich an den Förderverein der eigenen Schule wenden oder an gemeinnützige Stiftungen.
Über die Stiftungssuche des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen lassen sich entsprechende Stiftungen im Bereich Bildung im eigenen Bundesland finden. Beispielhaft sei das Oskar-Karl-Forster-Stipendium in Bayern genannt, das Schüler:innen an Gymnasien, Fach- und Berufsoberschulen im Freistaat Zuschüsse von bis zu 400,- Euro gewährt.
Private Sponsoren für Klassenfahrten finden
Oft engagieren sich regionale und lokale Unternehmen im Bereich Sponsoring und sind bereit, Zuschüsse für eine Klassenfahrt zu zahlen. Im Gegenzug wird das Unternehmen dann dankbar in Berichten über die Klassenfahrt online erwähnt und darf sich in seinem eigenen Internetauftritt mit seiner Wohltätigkeit rühmen. Wichtig dabei: Sponsoring muss in der Regel von der Schulleitung oder sogar vom Schulamt des Bundeslandes genehmigt werden.
Es lohnt sich also, Unternehmen in der Region einfach direkt anzusprechen. Besonders groß sind die Aussichten auf Erfolg, wenn ein direkter Bezug zwischen dem Unternehmen und der Klassenfahrt besteht. Befindet sich zum Beispiel die deutsche Niederlassung eines großen niederländischen Unternehmens im Heimatort, wird dieses möglicherweise gerne einen Zuschuss zu einer Klassenfahrt in die Niederlande spenden, um die Verbundenheit zu bewerben.
Fundraising durch die Schüler:innen selbst
Einer der beliebtesten Klassiker ist der Verkauf von Kuchen oder anderen selbstgemachten Kleinigkeiten (z.B. Waffeln, belegte Brötchen, Würstchen). Kuchenbasare sind besonders zum Schulfest oder Weihnachtsmarkt eine lukrative Idee, denn hier sind die Besucherzahlen und demnach auch die Einnahmen höher. Doch es muss nicht immer Essen verkauft werden. Auf dem Schulfest kann z.B. auch ein Flohmarktstand mit alten Sachen der Schüler aufgebaut werden.
Eine andere schöne Idee ist es, eine Sonderausgabe der Schülerzeitung zu gestalten und diese unter Schulkameraden, Lehrern, Eltern und Freunden zu verkaufen. Dieses Modell benutzen oft höhere Jahrgangsstufen, die mit der Abi-Zeitung das Budget für ihre Abschlussfahrt aufstocken wollen.
Sehr engagierte Klassenverbände können ein Theaterstück oder einen bunten Abend mit Showeinlagen inszenieren und bei der Aufführung mit Hilfe von Eintrittsgeldern, Spendenboxen und Pausenhäppchen und -getränken etwas für die Klassenfahrt dazuverdienen. Die Geschäftsideen sind unbegrenzt und bringen neben Geld vor allem viel Spaß!
Egal ob klassischer Kuchenverkauf oder Online-Sammelaktion – wenn sich die Klasse dazu entschließt, sich gemeinsam für das Zustandekommen der Klassenfahrt zu engagieren, kann sie hinterher ein tolles Erfolgserlebnis feiern. Das wird das Zusammengehörigkeitsgefühl der Klasse schon vor Beginn der Reise stärken und sich unterwegs sicher positiv auf die Atmosphäre auswirken.
Im Ratgeber geben wir Antworten auf viele weitere Fragen rund um das Thema „Klassenfahrt finanzieren“ (z.B. Reisekostenerstattung, steuerliche Absetzbarkeit). Eine Übersicht über thematisch passende Beiträge findet sich hier.
HEROLÉ Versprechen
Linksammlung
- Bundesministerium für Arbeit und Soziales: Bildungspaket
- Deutscher Bundesrat: Richtlinien zur Gewährung von Fahrtkostenzuschüssen
- Deutscher Bundestag: Informationen zum Besuch des Bundestags auf Einladung eines Abgeordneten
- Deutscher Bundestag: Suche nach einem Abgeordneten
- Europäisches Parlament: Verbindungsbüro in Deutschland
- Europäisches Parlament: Zuständige
- Deutsch-Polnisches Jugendwerk
- Bundesverband Deutscher Stiftungen: Stiftungssuche
- Oskar-Karl-Forster-Stipendium: Website
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