Ernährung: Ein Thema das jeden angeht
Auf der einen Seite leiden weltweit rund 842 Millionen Menschen an chronischem Hunger. Gleichzeitig werden alleine in Deutschland jedes Jahr rund 18 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Woher kommen alle diese Lebensmittel und wie lässt sich die Verschwendung reduzieren? Dies ist nur eines der vielen Themen, die das Projekt Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) der UNESCO behandeln will. Schließlich ist die Produktion dieser Lebensmittel mit zahlreichen umweltschädigenden Faktoren verbunden: Die Überfischung der Meere und die Massentierhaltung sind nur zwei der gravierendsten Punkte. Die intensive Landwirtschaft belastet das Grundwasser mit Pestiziden und zerstört natürliche Lebensräume. Für Monokulturen wie Palmöl und Soja werden jedes Jahr zahllose Hektar Regenwald zerstört.
Nachhaltige Landwirtschaft ist möglich
Wie sich Lebensmittel auf nachhaltigere Weise erzeugen lassen und wie Schüler selbst sparsamer mit ihnen umgehen, ist ein wichtiger Schwerpunkt der BNE-Klassenfahrten zum Thema Ernährung. Beim Besuch eines nachhaltigen Landwirtschaftsbetriebs erfahren sie beispielsweise wie Wasser wesentlich sinnvoller und ohne Verschwendung eingesetzt werden kann. Sie erleben wie Pflanzen auch ohne den Einsatz von Pestiziden gedeihen können und wie sehr die Artenvielfalt davon profitiert. Workshops bringen ihnen die Vielfalt der einheimischen Nutzpflanzen näher.
Beim Besuch eines Kräutergartens oder bei einer geführten Wanderung schließen sie nähere Bekanntschaft mit vielfältigen Pflanzen und Kräutern, die oft als Unkraut betrachtet werden und die voller wichtiger Nährstoffe sind. Sie begreifen, dass diese Pflanzen genauso wertvoll sind wie die häufig in den Medien hochgelobten teuren Superfoods, die aus fernen Ländern importiert werden und dabei einen hohen CO2-Fußabdruck erzeugen.
Bei Klassenfahrten an die Küste können sich die Schüler intensiv mit dem Thema Überfischung der Meere auseinandersetzen. Hier wird beispielsweise deutlich, wie der weltweite Appetit auf gesunden Fisch Ökosysteme weltweit durch den kommerziellen Fischfang zerstört werden. Durch den sogenannten Beifang sterben jedes Jahr rund 650.000 Robben, Delfine und Wale einen völlig überflüssigen Tod. Doch auch Aquakulturen sind nicht immer eine Lösung, da die dort gezüchteten Fische wiederum mit Wildfang gefüttert werden. Schüler informieren sich über nachhaltige Alternativen und Gütesiegel wie das MSC-Siegel des Marine Stewardship Council.
Regional und Bio: Etikettenschwindel
Immer mehr Verbraucher möchten zur Senkung des CO2-Ausstosses beitragen, indem sie auf Lebensmittelimporte aus fernen Ländern verzichten. Ihnen schwebt das Ideal eines Landlebens mit blühenden Obstwiesen und glücklich im Gras pickenden Hühnern vor. Doch tatsächlich ist die regionale Herkunft oft ein Etikettenschwindel. So weisen die Verbraucherzentralen darauf hin, dass die Bezeichnung „regional“ nicht geschützt ist. So kann der Apfelsaft als „direkt aus dem Münsterland“ beworben werden, wenn er dort nur abgefüllt wurde – und die Äpfel über tausende Kilometer eingeflogen wurden. Beim Besuch eines Bauernhofes, auf dem tatsächlich regionale Produkte erzeugt und verkauft werden, lernen die Schüler, wie sie diese erkennen und worauf sie im Supermarkt achten müssen.
Sie erfahren jedoch auch, das längst nicht alles schwarz und weiß ist. Ein bekanntes Beispiel sind die Äpfel aus Neuseeland. Zwar legen sie per Containerschiff eine lange Reise zurück, doch sie kommen zu uns, wenn in Neuseeland Erntezeit im Herbst und hier Frühling ist. Einheimische Äpfel mussten zu dieser Zeit schon mehrere Monate seit der Ernte in Kühlhäusern gelagert oder in beheizten Gewächshäusern gezüchtet werden. Damit haben die neuseeländischen Äpfel kaum eine schlechtere Klimabilanz. Die einzige 100% klimafreundliche Lösung wäre der komplette Verzicht auf Obst und Gemüse, das nicht gerade vor Ort Saison hat.
Auch im Bereich „Bio“ gibt es viel Etikettenschwindel. So entdecken die Verbraucherzentralen immer wieder Bio-Produkte, die den Standards für biologisch erzeugte Lebensmittel nicht entsprechen. Dies gilt ganz besonders für Bio-Fleisch.
Anspieltipp für den Einstieg in das Thema und zur Vorbereitung auf die BNE-Klassenfahrt: SWR Marktcheck.
BNE Reisen
Um das Bewusstsein für die Umwelt auch in den Alltag der Schüler zu integrieren und sie auf die Entwicklung aufmerksam zu machen, haben wir Klassenfahrten mit dem Schwerpunkt „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ konzipiert.
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Urban Gardening: Ran an die Kartoffeln
Nichts ist so „bio“ wie selbst angebautes Gemüse im eigenen Garten. Nicht nur unzählige Menschen in ländlichen Regionen setzen wieder verstärkt auf eigene Gemüsebeete statt Zierrasen im Garten. In den Großstädten hat sich Urban Gardening zu einem der größten Trends der letzten Jahre entwickelt. Ob Balkon, Dachterrasse oder öffentlich zugängliche Nutzflächen in Parks: Immer mehr Menschen entdecken den Spaß am eigenen Obst und Gemüse. Bei Workshops im Rahmen einer BNE-Klassenfahrt erhalten Schüler eine erste Einführung in den Anbau und die Zucht von heimischen Gemüsesorten. Sie lernen, welche Pflanzen in unseren Breitengraden besonders gut gedeihen und welche oft als Unkraut ausgerupften Wildkräuter voller wertvoller Nährstoffe stecken.
Gentechnik: Nein Danke!
Ein anderes Thema, das viele junge Menschen beschäftigt, ist der Anbau von gentechnisch veränderten Lebensmitteln. Meist handelt es sich dabei um wichtige Nutzpflanzen wie Mais, Raps, Sojabohnen und Baumwolle. Diese werden u.a. als Futtermittel für Nutztiere verwendet. Dadurch gelangt die Gentechnik in Lebensmittel wie Milch, Eier und Fleisch. Viele Menschen fürchten negative gesundheitliche Folgen durch den Konsum gentechnisch veränderter Organismen (GVO). Doch wie groß ist die Gefahr wirklich? Wie funktioniert Gentechnik überhaupt und warum wird sie eingesetzt? Mit diesen Fragen können sich die Schüler im Rahmen einer BNE-Klassenfahrt bei einem Workshop auseinandersetzen.
Fleischverzicht: Immer eine gute Sache?
Die Zahl der Veganer, die ganz auf tierische Produkte verzichten, ist in den letzten Jahren von 0,8 Mio. auf 1,13 Mio. gestiegen. 6 Mio. Deutsche bezeichnen sich selbst als Vegetarier, die „weitgehend auf Fleisch verzichten“. Junge Menschen, insbesondere junge Frauen, sind dabei eindeutig in der Überzahl. Doch Skandale rund um die Massentierhaltung und schockierende Bilder aus riesigen Ställen und Fabriken bewegen auch immer mehr Erwachsene zum Fleischverzicht.
Doch sind die vielen Fleischersatzprodukte, die in den letzten Jahren auf den Markt kamen, wirklich gesünder und besser für die Umwelt? Worauf muss ich bei veganer Ernährung achten und was mache ich, wenn ich nicht auf Fleisch verzichten will? Ein spannendes und gerade viel diskutiertes Thema, das auch bei BNE-Klassenfahrten zum Thema Ernährung eine wichtige Rolle spielt.
Weitere Informationen zu BNE Klassenfahrten
Linksammlung
- Bundeszentrale für politische Bildung: Hunger in der Welt
- Umweltbundesamt: Fisch
- Verbraucherzentrale: Regionale Lebensmittel
- BR: Was ist besser für die Umwelt: Bodensee- oder Neuseelandapfel?
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: FAQ – Gentechnik in Lebensmitteln
- Statista: Vegetarismus und Veganismus
Bildnachweis
- Junge Mädchen bepflanzen ein Hochbeet © Nomadisch Grün / CC BY-SA
- Ein Traktor mäht eine Feld: Lukas Davidziuk / Shutterstock.com
- Obst und Gemüse auf einem Wochenmarkt
- Jugendliche stehen vor Hochbeeten mitten in der Stadt © Nomadisch Grün / CC BY-SA
- Gemüse und Fleisch auf einem Grill / pixabay