Wie ist die Wahl ausgegangen?
76,2 Prozent der Wahlberechtigten haben in diesem Jahr ihre Stimme bei der Bundestagswahl abgegeben. Laut dem vorläufigen Ergebnis des Bundestagswahlleiters kommt die CDU/CSU auf 33 Prozent der Stimmen (CDU 26,8 Prozent/ CSU 6,2 Prozent der Stimmen) und die SPD fährt mit 20,5 Prozent das schlechteste Ergebnis bei einer Bundestagswahl ein. Mit 12,6 Prozent zieht die AfD erstmals in den Bundestag ein. Die FDP, die bei der vergangenen Wahl an der 5-Prozent-Hürde gescheitert ist, schafft dieses Mal mit 10,7 Prozent den Einzug ins Parlament. Die Linke kommt auf 9,2 Prozent der Stimmen und die Grünen erhalten 8,9 Prozent.
Interessant für Schüler ist nicht nur das Ergebnis der Wahl auf Bundesebene. Wie haben die Menschen vor der eigenen Haustür abgestimmt? Die Abstimmungsergebnisse aus dem eigenen Wahlkreis finden Klassen meist in den Lokalzeitungen und auf den Internetseiten ihrer Kommune. Hier können Klassen gemeinsam nachsehen, wie die Menschen in ihrem Stadtteil abgestimmt haben. Wie der eigene Wahlkreis im Vergleich zum Rest Deutschlands abgestimmt hat, zeigen die Grafiken von Spiegel Online und Zeit Online.
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Warum ist die Stimmenverteilung anders als 2013?
Meinungsforscher, Journalisten und Politiker diskutieren aktuell über den Ausgang der Wahl. Da die Stimmenverteilung in diesem Bundestag deutlich von dem Ergebnis der letzten Wahl abweicht, sind die Entscheidungen der Wähler sehr interessant. Die Zeit beschäftigt sich mit dem Erfolg der AfD und zeigt, wie viele Wähler die Parteien gewonnen und verloren haben.
Wofür stehen die Parteien im Bundestag?
Im Trubel der Bundestagswahl fragen sich Jugendliche oft, für welche Inhalte die Parteien des neuen Bundestags eigentlich stehen. Deshalb lohnt es sich, im Unterricht noch einmal einen kurzen Blick auf die wichtigsten Forderungen der Parteien in ihren Wahlprogrammen zu werfen, die Die Süddeutsche zusammengefasst hat:
CDU/CSU
- Höhere Einkommensgrenze beim Spitzensteuersatz von 60.000 statt 54.000 Euro zu versteuerndes Jahreseinkommen
- Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder
- Erhöhung des Verteidigungsetats, Einstellung von 15.000 neuen Polizisten
SPD
- Einführung einer Reichensteuer von zusätzlichen drei Prozent ab einem zu versteuernden Einkommen von 250.000 Euro
- Langfristige Abschaffung der Kita-Gebühren
- Erweitertes Kindergeld für einkommensschwache Familien
FDP
- Steuerentlastungen von 30 Milliarden Euro bis 2021
- Flächendeckendes Glasfasernetz, Einrichtung eines Digitalministeriums
- Ende der EU-Beitrittsgespräche mit der Türkei
Die Linke
- Abschaffung des Hartz-IV-Systems, stattdessen Mindestsicherung in Höhe von 1050 Euro
- Abschaffung der NATO und aller Geheimdienste, Ende der Bundeswehreinsätze
- Millionärssteuer von 75 Prozent
Bündnis 90/ Die Grünen
- Ausstieg aus der Kohlekraft, Abschaffung der Diesel-Subventionen
- Keine Abschiebungen nach Afghanistan
- Ende der industriellen Massentierhaltung bis 2030
AfD
- Volksabstimmungen auf Bundesebene nach dem Schweizer Vorbild
- Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst, Minarettverbot
- Einführung einer jährlichen Mindestabschiebequote
Wie geht es jetzt weiter?
Der Bundestag ist gewählt – doch bis Deutschland eine neue Bundesregierung hat, kann es noch eine Weile dauern. Es ist aber die Rede davon, dass die Regierung noch vor Weihnachten gebildet werden soll.
In den Tagen nach der Bundestagswahl stehen Beratungen der Pateien und Pressekonferenzen an. Für Schüler ist es besonders spannend zu sehen, wie die Politiker das Ergebnis bewerten: Wer schiebt wem die Schuld für das Ergebnis der Bundestagswahl zu?
Bis zum 24. Oktober muss der neue Bundestag erstmals in Berlin zusammentreten. Die Wahl des Bundeskanzlers steht allerdings erst später an. Da keine Partei mehr als 50 Prozent der Sitze im Bundestag gewonnen hat, müssen die Parteien eine Koalition bilden. Dazu lädt traditionell der Wahlsieger, in diesem Fall die CDU/CSU, andere Parteien zu sogenannten Sondierungsgesprächen ein. Sind die ersten Gespräche erfolgreich, beginnen die Parteien Koalitionsverhandlungen. Das kann allerdings eine Weile dauern: Bei der letzten Bundestagswahl begannen die offiziellen Verhandlungen zwischen den Koalitionspartnern SPD und CDU/CSU erst viereinhalb Wochen nach der Wahl. Auch die Koalitionsverhandlungen sind oft langwierig. Wenn die Verhandlungen abgeschlossen sind und sich die Parteien auf einen Koalitionsvertrag geeinigt haben, wählen sie den Bundeskanzler. Bis zu dieser Wahl bleibt die vorherige Regierung im Amt.
Wer wird Kanzler/in?
Da keine der anderen Parteien mit der AfD koalieren möchte, bleiben rechnerisch nur drei Optionen für die kommenden vier Jahre: Eine Minderheitsregierung der Union aus CDU und CSU, eine Große Koalition und ein sogenanntes Jamaika-Bündnis. Bereits kurz nach der Wahl hat die SPD angekündigt, dass sie nicht noch einmal für eine Große Koalition zur Verfügung steht. Da die Union keine Minderheitsregierung anstrebt, ist die Jamaika-Koalition sehr wahrscheinlich.
Doch was hat es mit der Jamaika-Koalition auf sich? Mit der Karibik-Insel Jamaika hat sie jedenfalls wenig gemeinsam, wenn man von den Farben der jamaikanischen Nationalflagge absieht. Gemeint ist ein Bündnis aus CDU/CSU, FDP und den Grünen. Da die Parteien noch nie eine Koalition auf Bundesebene geführt haben, können die Verhandlungen spannend werden.
Wo finde ich Hintergrundinfos zur Wahl?
Was heißt noch mal Direktmandat und wieso ist der Bundestag dieses Mal größer als in den vergangenen Jahren? Die Bundeszentrale für politische Bildung erklärt Fragen rund um die Bundestagswahl. Praktisch ist auch das Wahllexikon der ARD.Wie hätten Jugendliche abgestimmt?
In Deutschland sind nur volljährige Menschen wahlberechtigt. Doch auch viele Jugendliche haben eine politische Meinung, die sie zum Ausdruck bringen – zum Beispiel bei der U18-Wahl, bei der in diesem Jahr 220.000 Kinder und Jugendliche teilgenommen haben. Das Ergebnis fällt deutlich anders aus als die „große“ Bundestagswahl: Bei den jungen Wählern siegte die CDU mit 28,5 Prozent der Stimmen. Es folgen die SPD mit 19,8 Prozent, das Bündnis 90/Die Grünen mit 16,6 Prozent, Die Linke mit 8,1 Prozent, die AfD mit 6,8 Prozent und die FDP mit 5,7 Prozent. Die Unterschiede zwischen den jungen und erwachsenen Wählern sind eine gute Grundlage für eine Debatte in der Klasse: Sollten Jugendliche ein Mitbestimmungsrecht haben? Warum entscheiden Jugendliche anders als Erwachsene? Und wie hätte die Klasse abgestimmt? Eine anonyme Wahl gibt Aufschluss und regt die Jugendlichen zum Nachdenken über ihre politischen Positionen an.
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- Titelbild: Scirocco340/ Shutterstock.com
- Blick auf das Bundeskanzleramt: Visit Berlin Wolfgang Scholvien