Hyperaktiv durchs Smartphones?
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), beschäftigt sich normalerweise mit Drogen-, Alkohol- und Tabaksucht. Im Jahr 2017 stellte sie allerdings eine Studie vor, die sich mit den Folgen der täglichen Smartphone-Nutzung durch Kinder und Jugendliche beschäftigte. Das Ergebnis der Untersuchung, für die mehr als 5500 Kinder und Jugendliche befragt wurden: Wenn 8- bis 13-Jährige täglich mehr als eine halbe Stunde lang ein Handy nutzen, ist ihr Risiko von Konzentrationsstörungen sechs Mal höher als üblich. Drastisch ist auch die Wirkung auf Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren. Sie zeigen 3,5 Mal häufiger Merkmale von motorischer Hyperaktivität.
Die Internetnutzung kann also ein hohes Risiko für die körperliche und geistige Gesundheit von Minderjährigen darstellen. Auch das Suchtpotenzial ist hoch. So gaben 16 Prozent der 13- bis 14-Jährigen an, dass sie Probleme hätten, die Internetnutzung selbstbestimmt zu kontrollieren. Die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler kommentierte diese Zahlen mit den Worten: „Sechs Prozent der 12- bis 17-Jährigen in unserem Land sind definitiv behandlungsdürftig.“ Uwe Büsching vom Vorstand des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte sagte, dass Kinder vor dem 12. Geburtstag kein Smartphone bekommen sollten. Vor dem Kauf eines Handys sollten Eltern zudem einen Vertrag über die Grenzen der Nutzung mit ihren Kindern abschließen.
Konzentrationsschwierigkeiten im Unterricht
Solange die Handy-Nutzung im Unterricht verboten ist, sollte doch eigentlich alles in Ordnung sein? Das denken sich viele Lehrer. Das Problem vieler Schüler zeigt sich jedoch spätestens am heimischen Schreibtisch, wenn die Hausaufgaben anstehen. Denn viele Smartphone-Nutzer sind nicht bereit, ihr Handy abzuschalten – das gilt sogar dann, wenn sie eine schöne Aktivität geplant haben. Umfragen zeigen beispielsweise, dass lediglich 49 Prozent der Befragten ihr Handy während einer entspannenden Massage abschalten würden, 44 Prozent bei einem schönen Film (12 Prozent) bei einem schlechten Film und nur 16 Prozent bei einem guten Essen zuhause.
Hinzu kommt, dass sich die negativen Wirkungen der Smartphone-Nutzung sogar dann entfalten, wenn das Smartphone einfach nur in der Nähe seines Besitzers liegt – also beispielsweise auf dem Tisch im Klassenraum. Denn insbesondere Jugendliche nutzen ihr Handy so häufig, dass es ein selbstverständlicher Teil ihres Lebens ist. Sie achten permanent darauf, ob das Gerät einen Ton von sich gibt. Belegt ist dieser Zusammenhang durch ein Experiment, an dem 520 Studenten im durchschnittlichen Alter von 21 Jahren teilnahmen.
Ein Drittel der Probanden hatten das Smartphone auf ihrem Tisch deponiert, ein weiteres Drittel in der Hosentasche bzw. nah am Körper. Die Handys der restlichen Gruppe befanden sich im Nebenraum. Das Experiment verdeutlichte: Je näher sich das Smartphone an den Probanden befand, desto stärker störte es sie dabei, konzentriert zu arbeiten und Aufgaben zu erledigen. Dabei waren sich die Teilnehmer nicht einmal bewusst, dass sie während des Experiments an ihr Gerät dachten.
Manfred Spitzer, Buchautor und Leiter der Psychiatrischen Klinik in Ulm, kommentiert die Ergebnisse der Studie so:
"Mit anderen Worten: Das Smartphone bewirkt allein durch seine Präsenz eine Beeinträchtigung der kognitiven Leistungsfähigkeit – in der Psychiatrie spricht man von Denkstörung. Einfach ‚das Ding‘ ausschalten oder mit dem Bildschirm nach unten hinlegen hilft nicht. Man sollte es schon in ein anderes Zimmer bringen – freiwillig, sonst entsteht Angst.“ (Die Smartphone-Denkstörung, Nervenheilkunde 08/2017)"
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Schüler sind sich oftmals bewusst, dass ihr Handy negative Auswirkungen auf ihren Alltag hat. Das zumindest ergibt eine Studie im Auftrag der Landesmedienanstalt NRW, für die 500 Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 14 Jahren sowie ihre Eltern untersucht wurden. Demnach gab die Hälfte der Minderjährigen zu, durch das Handy bei den Hausaufgaben abgelenkt zu werden.
Was können Lehrer gegen dieses Problem tun? Abhängig davon, welche Regeln für die Smartphone-Nutzung an der Schule gelten, ist ihr Handlungsspielraum leider begrenzt. Sie haben jedoch die Möglichkeit, Handys im Unterricht zumindest von den Tischen zu verbannen, um Schüler von einem heimlichen Blick aufs Display abzuhalten. Auch auf Klassenfahrt sollten sie versuchen die Handynutzung einzuschränken. Das kann dabei helfen, die Sozialkompetenz zu verbessern und den Klassenzusammenhalt zu stärken.
Abgesehen von dieser kleinen Maßnahme kann es sinnvoll sein, Schüler zumindest zu verdeutlichen, dass Handy-freie Tage in der Woche Entspannung bedeuten. Das gelingt beispielsweise mit einer Detox-Challenge: Dafür vereinbart die Klasse, dass alle Schüler ihre Smartphones ausgeschaltet lassen – wer am längsten durchhält, bekommt beispielsweise Hausaufgaben-Frei. Ob sich die Jugendlichen daran halten, lässt sich natürlich nicht restlos überprüfen. Es kann jedoch hilfreich sein, ein Handy-Tagebuch zu führen und die Eltern zu bitten, die Handys ihrer Kinder einzusammeln.
Viele Eltern würden ihre Kinder gerne zu einem geringeren Smartphone-Konsum anhalten, wissen aber nicht, wie. Eine Lösung bieten beispielsweise Apps, die andere Smartphone-Funktionen zu bestimmten Zeiten blockieren. So ist die Nachruhe gewahrt und die Schüler sitzen morgens (hoffentlich) ausgeschlafen im Klassenraum.
Lesetipp
Linksammlung
- Manfred Spitzer: Die Smartphone-Denkstörung
- Tagesspiegel: Smartphones können Kinder krank machen
- Süddeutsche: Apps, die Smartphone-Funktionen zu bestimmten Zeiten blockieren
Bildnachweis:
- Titelbild: David Schwarzenberg/pixabay
- Schülerin beim Lernen: silviarita/Pixabay
- Fußball: bottomlayercz0/pixabay