Digitalisierung der Schule in Europa im Vergleich
Die Probleme mit der Digitalisierung der Schule in Deutschland sind nichts Neues. Erst im November belegte das Land in einer Studie des Centre for European Policy Studies zur Bereitschaft für das Digitale Lebenslange Lernen den letzten Platz unter den 27 Mitgliedsstaaten der EU.
Nun ließe sich hoffen, dass die Corona-Pandemie zu einem riesigen Entwicklungsschub geführt hat, doch dies ist nur bedingt der Fall. Immerhin: Bei der jährlichen DESI-Auswertung der europäischen Kommission verbesserte sich Deutschland im Jahr 2021 vom zwölften auf den elften Platz. Die gesamte aktuelle DESI-Studie steht auf der Website der Europäischen Kommission zur Verfügung.
Digitalisierung der Schulen während Corona
Bei der Digitalisierung der Schule wird Kritik vor allem an der Ausstattung der Schulen und an der fehlenden Kompetenz der Lehrkräfte geübt. So fehlte es im Herbst 2021, also lange nach der ersten Corona-Welle mit umfangreichem Homeschooling, noch immer in der Hälfte der Schulen an kostenlosem WLAN für die Schule. Selbst Lehrkräften steht an nur 70% der Schulen WLAN zur Verfügung. Allerdings brachte die umfangreiche Studie der Lehrergewerkschaft GEW zur Digitalisierung im Schulsystem auch viele positive Aspekte zur Sprache, als sie im Sommer 2021 vorgestellt wurde:
Die Daten der Studie machen deutlich, dass es immer häufiger für die Digitalisierung der Schule ein Konzept gibt, das tatsächlich umgesetzt wird. Von den 174 Schulen, die an der Studie teilgenommen hatten, zeigten 72 eine überdurchschnittlich positive Entwicklung. Allerdings gelten auch 57 Schulen als sogenannte Nachzügler-Schulen, d.h. sie fallen bei der Digitalisierung der Schulen weiter zurück. So gibt es eine deutliche Kluft zwischen digital kompetenten und digital weniger kompetenten Schulen, die vermutlich auch noch weiterwachsen wird.
Digitale Ausstattung für Schulen
Einige der größten Probleme der Digitalisierung in der Schule ist die fehlende Ausstattung. Oft geht sie Hand in Hand mit fehlenden Experten, die die digitale Infrastruktur einrichten und später pflegen. Eine Checkliste für die Digitalisierung der Schulen:
- Breitbandinternet
- WLAN für Lehrkräfte und Schüler:innen
- Digitale Endgeräte Laptops oder Tablets für alle Lehrkräfte
- Digitale Endgeräte Laptops oder Tablets für alle Schüler:innen (die zum Lernen mit nach Hause genommen werden dürfen)
- Whiteboards in allen Klassenzimmern
- Beamer
- Digitale Lernportale und Lernsoftware wie die Lernplattform des jeweiligen Bundeslandes
- Umfangreiche E-Learning-Angebote für Lehrer:innen
- Virtual Reality Brillen
- 3D-Drucker
Finanziert werden kann die erforderliche Ausrüstung über den DigitalPakt Schule der Bundesregierung. Insgesamt 6,5 Milliarden Euro wurden dafür bereitgestellt, doch bislang wurden nur 852 Millionen Euro abgerufen und weitere 1,4 Milliarden Euro beantragt. Es ist also noch mehr als genug Geld in den Fördertöpfen.
Allerdings bringt die beste digitale Ausstattung nichts, wenn die Lehrkräfte die Vorteile der Digitalisierung an Schulen und die zur Verfügung stehenden Digitalen Tools nicht für sich nutzen können. Auch hier reagieren die Bundesländer allmählich, indem sie Weiterbildung stärker fördern und entsprechende Programme ins Leben rufen. So hat das Kultusministerium von Nordrhein-Westfalen Ende 2020 ein sogenanntes Fortbildungsbudget in Höhe von 1.000 Euro pro Schule bereitgestellt, mit dem die Lehrkräfte des bevölkerungsreichsten Bundeslandes fit für die Digitalisierung Ihrer Schulen gemacht werden sollen. Auch Bayern hat eine Fortbildungsoffensive gestartet, mit der sich die Lehrkräfte des Freistaates für das 21. Jahrhundert fit machen sollen.
Eltern wünschen sich Informatik als Pflichtfach
Wie sehr die Digitalisierung der Schulen die Eltern beschäftigt, zeigt eine Umfrage des Branchenverbandes Bitkom aus dem Jahr 2021: 71 Prozent der Befragten und damit fast drei Viertel wünschen sich Informatik als Pflichtfach an weiterführenden Schulen schon ab der 5. Klasse.
Rund zwei Drittel der Eltern (67 Prozent) sprach sich außerdem dafür aus, dass der Bund mehr Kompetenzen im Bildungswesen erhält, um die Digitalisierung der Schulen weiter voranzutreiben und 80 Prozent wünscht sich ein gesetzlich verankertes Recht auf digitale Bildung. Gemeint ist damit nicht nur der allgemeine Zugang zu digitalen Ressourcen, sondern beispielsweise auch die Teilnahme am regulären Unterricht von zu Hause aus für erkrankte Kinder.
Digitalisierung der Schule: Konzept und Lösungswege
Grundsätzlich sollte für die Digitalisierung in jeder Schule ein Konzept entwickelt werden, das den individuellen Bedürfnissen der Schule, der Lehrkräfte und der Schüler:innen gerecht wird. Hier sind zunächst Kultusministerien der Länder gefragt, die digitales Lernen noch stärker im Lehrplan verankern müssen. Noch immer wird die Digitalisierung von Schulen zu häufig auf den Informatikunterricht reduziert.
Warum nicht im Unterricht mit Hilfe von Virtual Reality eine berühmte historische Stätte oder ein Kunstmuseum besuchen, wenn kein Ausflug dorthin möglich ist? Schüler:innen blicken auf digitalem Weg im Physikunterricht in die Sterne, erleben in Geographie außergewöhnliche Landschaften und gestalten im Kunstunterricht digitale Skulpturen, die mit Hilfe eines 3D-Druckers real werden.
Lehrkräfte können sich auch auf digitalem Weg austauschen und einander mit Vorschlägen und Tipps helfen. Zwei der beliebtesten deutschsprachigen Ressourcen für Lehrer in den Sozialen Medien sind #twitterlehrerzimmer auf Twitter und die #instalehrercommunity auf Instagram.
Digitalisierung auf Klassenfahrt
Was haben die Digitalisierung der Schulen und analoge Klassenfahrten gemeinsam? Eine ganze Menge! So können digitale Medien auf vielfältige Weise im Unterricht genutzt werden:
- Zur Festlegung eines bestimmten Wunschziels
- Zur Auswahl der Programmpunkte, die vorab online recherchiert werden
- Zum Sammeln wertvoller praktischer Informationen (z.B. zum ÖPNV am Zielort)
- Zum Herunterladen wichtiger Apps wie Stadtpläne, Museumsführer und eventuell eines Sprachführers mit touristischen Phrasen und wichtigen Vokabeln
Die meisten Schüler:innen beschäftigen sich zwar täglich stundenlang mit ihren Smartphones und Laptops, doch welche fast unendliche Möglichkeiten ihnen die moderne Computertechnik bringt, ist ihnen oft nicht klar. Klassenfahrten sind ideal, um ihnen die vielen Facetten der Informatik näherzubringen – vom Besuch eines technischen Museums mit historischen Computern bis zur Führung durch eine hochmoderne Forschungseinrichtung.
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Weitere Informationen zum Thema Digitalisierung in Schulen
Linksammlung
- IRDLL: Studie des Centre for European Policy Studies
- DESI-Studie: Website
- Digitalpakt Schule: Website
- Kultusministerium Bayern: Selbstlernkurse für Lehrkräfte in Bayern
- Bitkom: Umfrage zum Thema Informatik als Pflichtfach
Bildnachweis
- Titelbild – Lehrerin am Whiteboard: Monkey Business Images / Shutterstock.com
- Tabelle: © HEROLÉ
- Schüler mit VR Brille: Gorodenkoff / Shutterstock.com
- Klassenfahrtdiary in Kopenhagen © HEROLÉ