Ein Bericht über den kanadischen Regenwald
2016 durfte der Schüler Henri Bisch-Chandaroff über Wilderness International British Columbia selbst als Teil der Umweltbotschafterexpedition besuchen und verfasste einen lesenswerten Bericht über seine Eindrücke aus dem Toba Valley:
„Zusammen mit der Stiftung Wilderness International und sechs anderen Schülerinnen und Schülern werde ich die nächsten zwei Wochen in diesem Ökosystem verbringen. Denn hier schützt Wilderness seit 2008 per Grundbucheintrag temperierte Regenwaldgebiete um diese vor drohendem Kahlschlag zu bewahren. Über drei Millionen Quadratmeter wurden somit bereits dauerhaft unter Schutz gestellt. Aller zwei Jahre werden „Umweltbotschafterexpeditionen“ durchgeführt, bei der besonders engagierte Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit bekommen, die Organisation zu unterstützen und hautnah zu erleben. Dabei führen wir jede Menge spannende Forschungsprojekte durch. Zum Beispiel vermessen wir die uralten Baumriesen, wir begeben uns auf die Suche nach den Spuren der tierischen Waldbewohner oder bestimmen die chemische und biologische Gewässerqualität. Diese Untersuchungen werden von uns Schülern selbstständig vorbereitet, durchgeführt und in Form einer Abschlussarbeit veröffentlicht. Dabei bekommen wir fachliche Unterstützung von renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sowie vom Wilderness International-Team.
Ankunft
Die Wellen rauschen in meinem Ohr. Sie schlagen im regelmäßigen Takt gegen die Felsen. Am Ufer sieht man nichts außer uralte Baumriesen, ab und zu erhebt sich ein Weißkopfseeadler aus den Baumkronen. Was für majestätische Tiere! Hier, im Toba Inlet in British Columbia an der Westküste Kanadas, ist alles so ursprünglich als wäre die Zeit stehen geblieben. Es gibt keinen Handyempfang und schon gar kein WLAN. Nicht einmal Straßen gibt es hier. Wir schlafen in Zelten, nutzen ein selbstgegrabenes Loch als Toilette und waschen uns im eiskalten Gletscherfluss…
Jetzt stehen wir also hier an der Küste des Inlets und warten nur darauf, endlich von unserem kleinen Motorboot eingesammelt zu werden und über den Toba Fluss in die eigentlichen Projektgebiete weiter im Landesinneren zu gelangen. Schon bei der Bootsfahrt bleibt mir fast der Atem stehen! Der Nebel über dem Fluss, die Baumriesen und das Zwitschern der Vögel lassen die ganze Szenerie beinahe unwirklich wirken.
Schließlich erreichen wir unser endgültiges Ziel, eine Sandbank mitten im „Land der Grizzlys“, an dem Zusammenfluss des großen und des kleinen Toba Flusses. Hier werden wir also die nächsten zwei Wochen in Zelten leben und unser Essen über dem Lagerfeuer kochen. Heute Abend gibt es eine Reis-Gemüse-Pfanne. Und da es der erste Abend ist, scheuen wir keine Mühen und kneten noch einen Stockbrotteig. Als wir spät Nachts im Begriff sind in unsere Schlafsäcke zu kriechen, hören wir sogar die Wölfe heulen.
Die ersten Tage beschäftigen wir uns ausführlich mit dem Vermessen der gigantischen Bäume. Wir staunen nicht schlecht, als wir Riesenlebensbäume finden, die wir zu siebt nicht umarmen können und die vermutlich schon vor Beginn unserer Zeitrechnung existierten. Besonders beeindruckt sind wir von einem 800 Jahre alten Ahorn, der bis in die Krone durchweg mit dicken Moosmatten bewachsen ist. Ein echter Traumzauberbaum! Über die Vermessung und Bestimmung der Bäume können nicht nur wichtige Rückschlüsse auf das Ökosystem gezogen werden, man kann auch die CO2-Speicherkapazität des Waldgebietes errechnen.
Auf Basis jahrelanger Forschungsarbeit konnten wir herausfinden, dass auf einem Quadratmeter 105 kg CO2 gespeichert sind. Mit dieser Grundlage konnten wir vor kurzem sämtliche Klassenfahrten von HEROLÉ Reisen berechnen. Jede Klassenfahrt wird bereits im Vorhinein zu 75% durch HEROLÉ in Form von geschützter Regenwaldfläche partiell kompensiert. Für lediglich 15 Euro können Schulklassen die restlichen 25% selbst kompensieren und so klimaneutral verreisen.
Lesetipp
Die Sandbank, an der sich Grizzly, Wolf und Co. gute Nacht sagen, wird von Tag zu Tag immer mehr zu meinem zu Hause. Das Rauschen des Flusses am Morgen beim Aufwachen, der Geruch nach Wald und der Nebel über dem Fluss sind bereits zum Alltag geworden, den ich nicht mehr missen möchte. Kein Lärm, kein Zeitdruck. Nur Ursprünglichkeit, Ruhe und Harmonie. Ich liege auf Moosmatten und frage mich, warum solche Ökosysteme in Europa nicht mehr existieren. Und ich frage mich, warum das wenige, dass uns in Westkanada geblieben ist, nach und nach dem Kahlschlag zum Opfer fällt. Was für mich jedoch außer Frage steht ist, dass der Schutz dieser Naturräume unfassbar wichtig ist! Das Toba Tal ist der Lebensraum einer unglaublichen Fauna. Grizzlybären, unzählige Weißkopfseeadler und Lachse sind nur wenige Beispiele. Außerdem wachsen hier die höchsten Bäume der Welt! Welch enormer CO2-Speicher der einen immens wichtigen Einfluss auf das globale Klima hat.
Abreise
Meine Zeit im Toba Tal nähert sich nach zwei Wochen dem Ende zu. Mit Wehmut paddle ich den Toba Fluss hinunter zurück zur Küste. Auf dem Weg versuche ich noch einmal sämtliche Eindrücke wie ein Schwamm aufzusaugen. Gegen Nachmittag erreichen wir die Küste, wo wir unsere letzte Nacht verbringen. Ein letztes Mal kochen wir über dem Feuer. Ein letztes Mal genieße ich den Nebel, der über dem Fluss zieht und der meine Gedanken in die Zeitlosigkeit treiben lässt. Ein letztes Mal schlafe ich unter den Kronen der Riesenlebensbäume, Ahornbäume und Douglasien ein.
Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Wassertaxi zurück nach Campbell River und von dort aus über Nanaimo nach Vancouver. Nach der Zeit im Toba rümpfe ich in der Stadt die Nase und muss mir manchmal die Ohren zuhalten. Meine Sinne werden nach der Zeit in vollkommener Ursprünglichkeit komplett überreizt. Langsam gewöhne ich mich aber doch wieder an das Leben in der Großstadt. Aber insgeheim wünsche ich mich zurück an diesen Ort, in dem man Eins mit der Natur ist. An einen Ort, wo uralte Baumriesen aus dem Boden ragen und Grizzlybären Ihr zu Hause haben. Ein Ort, der Toba Vally heißt. Ein Ort, der geschützt werden muss!“
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Linksammlung
- Organisation: Wilderness International
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Bildnachweis
- Titelbild: SCHOLZ-FOTOGRAFIE
- Das Camp Toba Valley: SCHOLZ-FOTOGRAFIE
- Riesenlebensbaum: SCHOLZ-FOTOGRAFIE
- Herolé ist CO2- Neutral : Eigenes Design
- Galerie: ©Wilderness International – Thomas Kimmel, SCHOLZ-FOTOGRAFIE