Digitalisierung: Tipps für den digitalen Unterricht

Die Corona-Pandemie hat den deutschen Schulbetrieb vor nie gekannte Herausforderungen gestellt. Dabei wurde schnell deutlich, dass zeitgemäßer digitaler Unterricht in Deutschland Mangelware ist. Mit diesen Tipps können Sie Ihren Unterricht digitaler gestalten.
Die Corona-Pandemie hat den deutschen Schulbetrieb vor nie gekannte Herausforderungen gestellt. Dabei wurde schnell deutlich, dass zeitgemäßer digitaler Unterricht in Deutschland Mangelware ist. Mit diesen Tipps können Sie Ihren Unterricht digitaler gestalten.
Ein junger Schüler sitzt vor einem Laptop auf dem er mit seinen Mitschülern mittels einer Videokonferenz spricht.
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Die Digitalisierung in Deutschland

Das Centre for European Policy Studies stellte Deutschland 2019 in seinem Index for Readiness of Digital Lifelong Learning ein vernichtendes Zeugnis aus: Von allen europäischen Ländern belegte Deutschland den letzten Platz. Auf den Spitzenplätzen landeten dagegen Estland, die Niederlande und Finnland. Deutschland investiere zu wenig in digitale Infrastruktur und die Deutschen zeigten sich skeptisch gegenüber digitaler Technologie, wie die Studie diplomatisch formulierte. Die komplette Studie kann hier heruntergeladen werden.

Die Studie stammt natürlich aus Vor-Corona-Zeiten. Die plötzlichen Schulschließungen während des Lockdowns im Frühling legten die deutschen Probleme dann brutal offen. Auf einmal war Fernunterricht angesagt, doch die wenigsten Lehrer wussten diesen zu gestalten. Es fehlte an Ausrüstung und Wissen. Die Schuld liegt ihrer Ansicht nach bei den Schulen, die kein schlüssiges Konzept und Versprechungen nicht einlösten. Einige Lehrer berichteten sogar, sie hätten Arbeitsblätter mit dem Auto an die Schüler verteilen müssen, weil die digitale Infrastruktur fehlte. Kaum weniger deprimierend: Anderen Lehrer, die in Eigeninitiative Videochats mit ihren Schülern organisiert hatten, wurde der Einsatz dieser Software aus datenschutzrechtlichen Bedenken verboten worden.

Zum Nachlesen: Interview mit Michael Kerres, Professor für Mediendidaktik: Schlusslicht Deutschland.

Fortbildung für Lehrer

An vielen Umständen der Schulen sind die Lehrer unschuldig. Sie können nichts dafür, wenn die Schulleitung keine Gelder aus dem DigitalPakt abruft oder die Gestaltung einer eigener digitale Plattform für die Schule immer wieder verschiebt. Zum Teil ist aber auch Eigeninitiative gefragt. Organisiert der Schulleiter keine Fortbildung für die Lehrerschaft, können diese selbst aktiv werden.

Der Schulbuchverlag Cornelsen bietet beispielsweise verschiedene Fortbildungen für Lehrer in der Cornelsen Akademie an. Dies umfasst sowohl Live-Online-Seminare als auch schulinterne Lehrerfortbildungen. Auch die Stuttgarter Raabe Akademie bietet einen Mix aus Präsenzfortbildungen und Webinare für Lehrkräfte aus ganz Deutschland an.

Daneben gibt es das übliche Flickwerk aus Fortbildungsangeboten in den einzelnen Bundesländern. Eine Übersicht mit Links zu den einzelnen Länder und ihren Angeboten wurde hier zusammengestellt.

Buchtipp: Eine analoge Hilfe bietet das Buch „Digital gestütztes Lernen“ von Hans-Günther Rolff und Ulrich Thünken mit realitätsnahen Fallbeispielen aus zwei deutschen Schulen.

Eine noch recht neue spannende Initiative ist das Portal Fobizz mit einem umfangreichen Angebot an Fortbildungen. Dies beginnt bei Grundlagen der Informatik bis zu konkreten Webinaren, zum Beispiel zum Umgang mit iPads im Unterricht oder dem Einsatz von Microsoft Teams. Dazu können sich Lehrer Beratung zu heiklen Themen wie dem Umgang mit Sexting oder Cybermobbing in der Schulklasse holen. Die Nutzung der Flatrate für einen einzelnen Lehrer kostet 179€ im Jahr, als Schullizenz für mindestens 10 Lehrkräfte 119€.

Wichtig bei Eigeninitiative: Klären Sie vorab die Kostenübernahme durch die Schulleitung und lassen Sie sich diese schriftlich zusichern.

Digitalisierung im Unterricht

Wie aber lässt sich die Digitalisierung des Unterrichts realisieren und wie lässt sich Fernunterricht überzeugend gestalten?

Im Unterricht darf die Digitalisierung auf keinen Fall damit aufhören, ab und zu ein Video auf YouTube anzusehen. Damit entwickelt sich der Unterricht nicht weiter, seit in den 60er-Jahren in einem muffigen Kellerraum der Schule die ersten Filmrollen auf einen Projektor geschoben wurden.

Lesetipp

Ausführliche Informationen zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht haben wir hier für Sie zusammengestellt.

Homeschooling: Tipps für den Fernunterricht

Mit dem Begriff Homeschooling (Heimbeschulung) war ursprünglich gemeint, dass Kinder komplett von den Eltern zu Hause unterrichtet werden. Anders als in einigen anderen Ländern ist diese Form des Homeschooling bereits seit 1919 verboten. Die Weimarer Verfassung legte Wert auf Chancengleichheit: Während sich das aufstrebende Bürgertum Privatlehrer leisten konnte, würden die Kinder ärmerer Eltern auf die Äcker oder in die Fabriken zum Arbeiten geschickt statt zu lernen. Der Zwang zum Besuch einer Schule sollte dafür sorgen, dass alle Kinder die gleichen Bildungschancen hatten. Daran wurde bis heute nicht gerüttelt.

Da es mittlerweile normal geworden ist, scheinbar moderne englische Begriffe zu verwenden (wie auch das Homeoffice statt der Heimarbeit, einen Ausdruck den im angloamerikanischen Raum niemand nutzt), wird der im Frühling im Rahmen der Corona-Pandemie erforderlich gewordene Fernunterricht nun auch als Homeschooling bezeichnet.

Technische Ausstattung Mangelware

Einige technisch versierte Lehrer richteten darauf flugs Videokonferenzen bei Zoom für ihre Klasse an, während andere Lehrer wochenlang auf Tauchstation gingen. Doch selbst engagierte Lehrer können nicht viel ausrichten, wenn es den Schülern zu Hause an der technischen Ausstattung fehlt.

Da konnte die Weimarer Verfassung noch so viel Wert auf Chancengleichheit legen: Vielen Familien fehlt das Geld, jedem Kind einen eigenen Laptop zur Verfügung zu stellen. Der Familien-PC wurde oft genug von Eltern benötigt, die auf einmal im Homeoffice arbeiten mussten. Das Smartphone mit seinem kleinen Bildschirm ist nur eine Aushilfslösung – wenn denn das Kind überhaupt ein eigenes Gerät besitzt.

Für die Planung von Fernunterricht gilt darum als erstes: Berücksichtigen Sie die technischen Möglichkeiten der Schüler. Dazu gehören auch Aufgaben wie Videos ansehen oder Arbeitsblätter ausdrucken.

Klärung von Datenschutzfragen

Viele Lehrer bekamen im Frühling Ärger mit der Schulleitung, weil sie auf eigene Faust Videochat-Software wie Zoom verwendeten, die für Unternehmen konzipiert waren. In Thüringen wurde den Lehrern sogar eine Geldstrafe von bis zu 1.000 Euro angedroht, weil sie mit der Benutzung dieser Tools gegen Datenschutzregeln verstoßen haben sollten. Holen Sie sich also grundsätzlich vor der Einführung einer neuen Software die Zustimmung der Schulleitung ein, damit Sie auf der sicheren Seite sind.

Bildnachweis

  • Schüler sitzt an einem Laptop und redet per Videokonferenz mit seinen Mitschülerin: FamVeld / Shutterstock.com
  • Tablet wird in ein Bücherregal gestellt: Ermolaev Alexandr/stock.adobe
  • Lehrerin sitzt in einer Weiterbildung: Phovoir / Shutterstock.com
  • Eine digitale Klasse hört der Lehrkraft zu: Matej Kastelic / Shutterstock.com

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