Einzelarbeit ist somit auch ein wichtiger Baustein für spätere Gruppenarbeiten: Hat das Kind bereits gelernt, Wissen für sich selbst zu erarbeiten kann es sich später besser in die Gruppe einbringen. Wird die Einzelarbeit während des Unterrichts durchgeführt, spricht die Didaktik auch von Stillarbeit, da jeder Schüler für sich alleine still arbeitet und ein Austausch zwischen den Schülern unerwünscht ist. Bei älteren Schülern kommen größere Projekte wie Referate hinzu.
Einzelunterricht ist die nach dem Frontalunterricht am häufigsten eingesetzte Sozialform. Ihr Anteil hat sich in der Zeit zwischen 1985 und 2005 fast verdoppelt und stieg von 10% auf 18%. Ein geringeres Wachstum verzeichneten die auf Kooperation ausgelegten Sozialformen Partnerarbeit und Gruppenarbeit, während der Anteil des Frontalunterrichts von 77% auf unter 50% sank.
Einzelarbeit als Baustein
Konzentriertes selbstständiges Arbeiten gilt als Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche schulische Laufbahn. Einzelarbeit wird daher bereits in der Grundschule eingeführt. Im ersten Schuljahr werden Kinder dazu angeleitet, einige Minuten still für sich zu arbeiten, ehe diese Zeitspanne allmählich erweitert wird. Auch die Aufgabenstellungen werden anspruchsvoller. Anfangs handelt es sich bei der Einzelarbeit noch um spielerische Aufgaben wie das Malen eines Bildes oder das Üben der eigenen Handschrift mit jedem neu erlernten Buchstaben. Bis zum Ende der Grundschule sollten Schüler dann in der Lage sein, konzentriert und ohne Ablenkung Wissen aus Schulbüchern zu erarbeiten.
Einzelarbeit kann auch während einer Klassenfahrt ausgebaut werden. So kann jeder Schüler z.B. eine individuelle Aufgabe bekommen, die während der Stadtführung erfüllt/ beantwortet werden muss.
Die Vorteile und Nachteile der Einzelarbeit
Kritiker monieren, dass die Einzelarbeit Schüler zu Einzelkämpfern heranzieht und die sozialen Aspekte vernachlässigt. Dies wäre jedoch nur der Fall, wenn die Einzelarbeit neben dem Frontalunterricht die einzige Sozialform im Unterricht wäre. Lehrer sind natürlich dazu angehalten, mit Hilfe von Partner- und Gruppenarbeit die Teamfähigkeit ihrer Schüler zu fördern. Richtig eingesetzt, bietet die Einzelarbeit viele Vorteile:
- Schüler lernen, konzentriert für sich alleine zu arbeiten. Dies ist sowohl für die Hausaufgaben als auch für die spätere Arbeitswelt und das Studium unverzichtbar.
- Bei der Einzelarbeit bestimmt der Schüler sein Arbeitstempo selbst.
- Bei größeren Einzelarbeiten wie Referaten lernen Schüler die Bedeutung eines Zeitplans, der eingehalten werden muss.
- Stillarbeit im Unterricht bedeutet für Lehrer und Schüler gleichermaßen eine Oase der Ruhe im Lärm des Schulalltags.
- Lehrer erhalten auf Basis von Einzelarbeiten einen besseren Eindruck vom Wissensstand jedes einzelnen Schülers.
Viele Schüler fühlen sich durch die Einzelarbeit unter Druck gesetzt, da sie sich nicht hinter anderen verstecken können. Dies ist besonders dann der Fall, wenn Einzelarbeit stets nach dem gleichen Schema erfolgt (z.B. das stille Lesen eines Textes mit anschließender schriftlicher Beantwortung von Fragen). Jeder Schüler verfügt über andere Talente. Schüler, die sich mit dem Verfassen gut formulierter Texte schwer tun, blühen möglicherweise auf, wenn sie das Ergebnis der Einzelarbeit anhand von Stichpunkten mündlich vortragen können. Umgekehrt lernen schüchterne Schüler, die vor allem bei schriftlicher Arbeit glänzen, ihre Scheu zu überwinden, wenn sie etwas vortragen müssen. Kreative Schüler können sich am besten bei Zeichnungen, Schaubildern und Collagen entfalten. Je mehr Abwechslung in die Einzelarbeit gebracht wird, umso mehr profitieren sämtliche Schüler der Klasse.
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Wann wird Einzelarbeit sinnvoll eingesetzt?
Es ist wenig sinnvoll, die Klasse zu Beginn eines neuen noch unbekannten Themenfeldes mit Einzelarbeit zu überraschen. Die stille selbständige Arbeit ist besser zum Vertiefen und Wiederholen des bereits bekannten Stoffes geeignet. Der Unterrichtsablauf sieht allgemein so aus:
- Einstieg in das Thema (Frontalunterricht)
- Gemeinsame Erarbeitung unter Führung des Lehrers (Frontalunterricht)
- Selbständige vertiefende Erarbeitung durch die Schüler (Einzelarbeit)
- Zusammenführung des erarbeiteten Wissens in Gruppen- oder Partnerarbeit
- Präsentation der Ergebnisse (Plenum)
- Ergebnisbewertung und Abschlussphase (Frontalunterricht)
Der Schulpädagoge Manfred Bönsch beschäftigte sich in seinem Buch „Üben und Wiederholen im Unterricht“ ausführlich mit dem Thema Einzelarbeit. Für ihn ist diese Phase des Unterrichts besonders zur Vertiefung und Wiederholung geeignet. Der Lehrer stellt das neue Thema zunächst im Frontalunterricht vor, ehe er den Schülern Aufgaben zur Einzelarbeit stellt.
Sehr beliebt ist dabei die Strategie „Lernen durch Lesen“, für die Bönsch sich auf die amerikanische SQ3R-Methode von Francis P. Robinson aus dem Jahr 1946 stützt. Sie basiert auf fünf Punkten:
- Survey: Zunächst verschafft sich der Schüler beim Durchsehen des Textes einen Überblick über den Inhalt.
- Question: Er fragt sich, welche Informationen ihm der Text eigentlich liefern soll.
- Read: Auf Basis dieser Fragen wird der Text sorgfältig gelesen, um die Antworten zu finden.
- Recite: Nach einzelnen Abschnitten oder Kapiteln wird der Text innerlich rezitiert und geprüft, ob er die erwarteten Antworten geliefert hat.
- Review: Der gesamte Text und die gesammelten Erkenntnisse werden noch einmal überprüft.
Gelegentlich wird eine weitere Stufe („Reflect or Record“) zur Rekapitulierung des Gelesenen eingefügt. Dann ist von der SQ4R-Methode die Rede.
Die wichtigsten Regeln für gelungene Einzelarbeit im Überblick
- Zu Beginn der Einzelarbeit wird die Dauer klar festgelegt (der Lehrer kann dazu eine Stoppuhr aufs Pult stellen)
- Der Lehrer verteilt die Arbeitsanweisungen und erlaubt in den ersten fünf Minuten Rückfragen.
- Anschließend ist auf Stille zu achten.
- Nach einer gewissen Zeit sollte der Lehrer im Zimmer umhergehen und signalisieren, dass er für Fragen ansprechbereit ist.
- Schüler mit offensichtlichen Problemen werden direkt (leise) angesprochen, um ihnen Hilfe anzubieten.
- Stille und schüchterne Schüler können leise ermutigt werden, ihre gelungene Arbeit später im Plenum vorzutragen. So wird ihr Selbstbewusstsein gestärkt.
Idealerweise erhalten möglichst viele Schüler am Ende der Stillarbeit die Gelegenheit zu einem Vortrag vor den Mitschülern. Dabei kann das Vorgetragene hinterfragt und diskutiert werden. Reicht die Zeit nicht, sollte die Arbeit regelmäßig vom Lehrer mitgenommen und bewertet werden. Nur so ist regelmäßiges Feedback für die Schüler möglich.
Weitere Informationen zu den Sozialformen
Linksammlung
- Manfred Bönsch, Üben und Wiederholen im Unterricht, Oldenbourg Wissenschaftsverlag 1993.
- Boenicke/Popp: Einführung in die Schulpädagogik
- Blumenberg: Sozialformen im Vergleich
- Studienführer: Die SQ3R Textarbeitsmethode
Bildnachweis
- Blick auf ein Mädchen, dass eine Einzelarbeit löst: Halfpoint/Shutterstock.com
- Mädchen sitzt betrübt einem Arbeitsblatt: antoniodiaz/ Shutterstock.com
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